Kathrin Nachbaur im Wahlchat

Eine blonde Frau sitzt in einem Sessel und arbeitet an einem Laptop.
Im KURIER-Wahlchat stellte sich Kathrin Nachbaur (Team Stronach) den Fragen der KURIER-Leser.

Karim: Warum kommt Herr Stronach, wenn jemand nicht seiner Meinung ist oder er sich über die Person ärgert, immer mit der Frage: haben Sie schon einmal Löhne bezahlt? Ich denke, Herr Stronach ist ein großer Österreicher und schaut auf niemanden hinunter oder irre ich mich da?

Kathrin Nachbaur: Sie haben recht, Frank schaut auf niemanden herunter, er kommt aus einfachsten Verhältnissen, war immer ein Arbeiterkind und das ist er auch heute noch geblieben. Er hat höchsten Respekt vor Menschen, die arbeiten. Ich glaube, wenn er sagt "haben Sie Löhne bezahlt", will er darauf anspielen, dass die meisten Politiker in Österreich Berufspolitiker sind und daher leider sehr wenig von der Wirtschaft verstehen.

Eine blonde Frau schaut konzentriert auf einen Bildschirm.
Jennifer:Ihr Jugendkandidat Christoph Eiber ist leider auf absolut unwählbarer Stelle, wer wird bei Ihnen dann im Parlament die Jugend vertreten? Laut Ihren Listen wären Sie dann wahrscheinlich die Jüngste im Parlament und somit für die Jugend zuständig - oder sehe ich da etwas falsch?

Kathrin Nachbaur: Was wählbare Stellen anlangt, haben Sie wahrscheinlich recht, da werde ich die Jüngste sein. ich werde mich sehr dafür einsetzen, dass auch die Jungen mehr zu sagen haben - schließlich ist die Jugend die Zukunft und wir wollen eine starke Ansage für die jungen Leute machen, nicht nur personell sondern vor allem inhaltlich.

Gert Prügger: Hallo Fr. Nachbaur, das größte Anliegen der Österreicher ist bekanntlich ja einerseits "unsere Steuern" und zweitens "Ausländer". Ich bin selbst nicht rassistisch und akzeptiere alle um mich herum, nur werde ich immer weniger akzeptiert von unseren Zuwanderen. Ich wohne in Graz und habe regelrecht schon Angst, meine Freundin abends allein heim gehen zu lassen. Naja, das ist aber keineswegs mein Anliegen an Sie, auch wenn ich mir strengere Einwanderungsbestimmungen wünschen würde.

Kathrin Nachbaur: Wir sind nicht rechts und nicht links. Weder Frank noch ich sind in irgendeiner Art und Weise rassistisch. gleichzeitig erkennen wir - und das ist nicht schwer - dass Österreich ein kleines Land ist und einfach nicht alle Menschen aufnehmen kann, auch wenn wir gerne helfen würden und Verständnis haben, wenn jemand auswandern will, um sich ein besseres Leben zu gestalten. Das Wichtigste dabei: Man muss sich an die Gesetze des anderen Landes halten und sich integrieren, das fängt mit der Sprache an. Was Einwanderung in Österreich anlangt, sagen wir ganz klar: Nur Fachkräfte, die die Wirtschaft dringend braucht und die es hier nicht gibt, können zeitlich beschränkt kommen. Wenn sie sich gut integriert haben und Arbeit haben, sollen sie bleiben können. Und was die Familienzusammenführung anlangt, wollen wir ein bisschen Herz zeigen.

Eine blonde Frau mit Blazer und goldener Halskette arbeitet am Computer.
Gert Prügger: Was ich eigentlich fragen wollte: WIE würde das Team Stronach versuchen zu realisieren das Politiker mit ihrem Eigenkapital haften sollen? Ich finde es sehr richtig, da jeder kleine Unternehmer auch privat haftet. Jeder Verein, einfach alle. Und die Politiker haftet dann noch zusätzlich.

Kathrin Nachbaur: Was die Haftung für Politiker anlangt, das ist jedenfalls etwas worüber man nachdenken sollte - zumindest bei grob fahrlässigen Amtshandlungen. Wir sind auch der Meinung, dass Politiker die Bürger nicht über Generationen hinaus so verpflichten können, wie das beim ESM passiert ist. Stellen Sie sich vor, Rot-Schwarz wird abgewählt und wir müssen dann schauen, wie wir aus diesen gewaltigen Verpflichtungen wieder herauskommen. Im schlimmsten Fall, wenn die Haftungen der GIPS Länder und Italien und Zypern schlagen werden, stehen wir samt Target-Forderungen mit 67 Milliarden Euro in der Kreide!

Christoph Freina: Werte Frau Nachbaur, warum hat Ihr Spitzenkandidat Stronach nicht an der Puls-4-Wahlarena am Sonntag teilgenommen?

Nachbaur: Leider gab es da eine terminliche Überschneidung. Frank wurde 81 Jahre alt und, da er nun in der Öffentlichkeit steht, hat er erstmals seinen Geburtstag auch öffentlich gefeiert und zwar mit einem großen Konzert, wo unter anderem Helene Fischer auftrat.

Karl Maier: Welche Rolle spielt bei ihnen das Christentum bzw. andere wichtige Religionen?

Nachbaur: Das Christentum spielt glaube ich in ganz Europa eine wesentliche Rolle, da die europäische Wertegemeinschaft durch christliche Werte seit Hunderten von Jahren geprägt ist. Das Christentum per se spielt aber in unserem Programm keine konkrete Rolle, wir stehen für Werte, die genauso Juden und Muslimen gefallen.

Werenfried Ressl: Ihr besonderes Anliegen sind Frauenthemen, haben Sie einmal gesagt. Was können sich Frauen in Österreich darunter vorstellen?

Nachbaur: Viele Frauen sind Mütter und leisten dadurch einen besonders wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft. Oft ist es aber schwer, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Wir sprechen uns deshalb für den Ausbau von Schulen zu Ganztagsbetreuungseinrichtungen aus mit sinnvollen Lerneinheiten und viel Sport und einem gesunden Essen - alles natürlich auf freiwilliger Basis. Das würde Alleinerzieherinnen helfen. Ein weiterer wichtiger Punkt: Obwohl Politiker seit Jahren Versprechungen machen, bekommen Frauen für die gleiche Arbeit immer noch nicht das gleiche bezahlt. Das finde ich unglaublich und ich werde mich hier stark einsetzen. Wir unterstützen auch das traditionelle Familienbild. Wenn eine Mutter bei den Kindern bleiben möchte, darf das nicht zur Armutsfalle werden, daher bieten wir Eltern ab 2 Kindern die Möglichkeit in die Familienbesteuerung zu wechseln.

Erwin Franzl: Hallo Frau Nachbaur, was will das Team Stronach unternehmen, damit das Leben für Normalbürger wieder leistbar wird? Stichwort: Miete, Benzinpreise, Lebensmittel,...

Nachbaur: Wir haben gute Programme mit 3 Hauptzielen: Die Wirtschaft ankurbeln durch Investitionsanreize in unserem Land, die Verwaltungskosten senken und die Steuern senken. All das wird nicht über Nacht passieren, aber das große Ziel ist, dass den Menschen einfach mehr Netto vom Brutto bleibt. Ein weiterer wichtiger Punkt: Wir wollen die Inflation bekämpfen, die ist ja viel höher als offiziell ausgewiesen. Das hat mit der Geldpolitik zu tun und so wie es derzeit ist, werden die Sparer schleichend enteignet. Das halten wir für ganz gefährlich, deshalb sagen wir auch immer so deutlich: Wir sind gegen den Euro in seiner derzeitigen Form. Der Euro tut uns Europäern nicht gut. Anstatt, dass er die volkswirtschaftlichen Leistungsstärken zwischen den einzelnen Ländern ausgeglichen hätte, hat er die Gegensätze verschärft und noch dazu Ressentiments geschürt.

Nicole Kolisch: Möchten Sie gerne Klubobfrau werden bzw. finden Sie, dass Robert Lugar seine Funktion gut ausfüllt?

Nachbaur: Wir haben noch keine Entscheidung bzgl. Klubobmann/-obfrau, diese Position wird von den Mandataren gewählt, wenn es so weit ist. Ich finde, Robert macht seine Sache ganz gut, wir sind nicht immer, aber oft einer Meinung. Er ist sehr fleißig und will etwas bewegen in unserem Land. Ich bin froh, dass er im Team ist.

Phillip Seibt: Das Team Stronach distanziert sich sehr stark von der sogenannten "Freunderlwirtschaft". Ich habe eine HTL mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen, bereits sieben Monate mit Praktika in vier unterschiedlichen Firmen verbracht (unter der Schulzeit), habe neben dem Zivildienst berufsbegleitend zu studieren begonnen (Wirtschaftsinformatik) und darf nun ansehen, wie 90 Prozent meiner Klassenkollegen erfolgreich ins Berufsleben gestartet sind, ohne eine einzige Bewerbung geschrieben zu haben. Ich habe bisher ca. 70 Bewerbungen verfasst und versandt. Was will das Team Stronach gegen diese Freunderlwirtschaft unternehmen? Ist es fair, dass ich als fleißiger Schüler, der immer bestrebt war, alles richtig zu machen, jetzt das nachsehen hat, weil er nicht Papa, Onkel,... hat, der ihm alles "richtet"? Beginnt die Freunderlwirtschaft nicht schon nach Ende der Schulzeit?

Nachbaur: Das tut mir sehr leid, dass Sie trotz Ihrer Bemühungen noch keine Stelle gefunden haben. Da ich die Situation nicht kenne, tu' ich mir jetzt etwas schwer, das bei Ihnen und Ihren Klassenkollegen zu beurteilen. Aber in der Regel ist es schon so in Österreich, dass es gewisse Netzwerke gibt, wo man sich dann etwas leichter tut, wenn man da dabei ist. Ich rate Ihnen jedenfalls nicht aufzugeben und sich weiter zu bemühen. Im Englischen gibt es ein Sprichwort: The Cream always rises to the top.

Frau Haider: Ihre Dissertation haben Sie über über das Thema "Gesundes Unternehmenswachstum und wirksamer Minderheitenschutz - zwei Begriffe, ein Ziel." geschrieben. Was steht da in groben Zügen drin?

Nachbaur: Ich habe die Corporate Governance Vorschriften für börsenotierte Unternehmen verglichen, und zwar von jenen in Österreich, in Kanada und in Delaware. Besonders genau habe ich mir auch die Vorschriften auf europäischer Ebene angesehen. ich versuchte hier eine Korrelation zu finden zu besonders erfolgreichen Unternehmen mit besonders starken Corporate Governance Vorschriften. Meine wenig überraschende Conclusio: Das wichtigste sind die Werte, aber mit zu vielen Vorschriften erstickt man alles.

Jennifer: Wenn Sie sich für die Jugend einsetzen, was werden Sie konkret umsetzen/einreichen? (Gesunde Jause, täglich Sport und Direktor als Manager kennen wir bereits.)

Nachbaur: Wir wollen Jugendliche ganz stark miteinbeziehen in den politischen Prozess, der sie direkt betrifft - denn wir wollen nicht bevormundend sein. Ich könnte mir vorstellen, dass man z.B. das Thema Jugendschutzgesetz gemeinsam bespricht. In meinen Augen machen neun unterschiedliche Gesetze keinen Sinn, aber wie sehen die Betroffenen das? Und was könnte man überhaupt herausstreichen oder was sollte man besser hineinnehmen? Jedenfalls ist für uns auch ganz wichtig, dass junge Leute Zugang zu Sporteinrichtungen bekommen - hier könnte man die Vereine steuerlich entlasten und die Politik muss raus aus dem Sport. Und letztendlich braucht die Jugend eine gute Perspektive: Wir müssen schauen, dass die Wirtschaft funktioniert und es somit auch gute Ausbildungs- und Arbeitsplätze gibt.

Was den Lehrplan anlangt, setze ich mich für ein Umdenken ein: Ich habe jetzt zwölf Jahre in Kanada gelebt. Da drüben lernt man mit 16 Jahren, wie man einen Business Plan gestaltet. Bei uns lernt man: Wie verfasse ich ein Bewerbungsschreiben?

Leo Weinberger: S.g. Frau Nachbaur, Haselsteiner will 10.000 Syrien-Flüchtlinge aufnehmen, Spindelegger hingegen nur 500 Christen. Wie steht das Team Stronach zur Aufnahme von Syrien-Flüchtlingen? Und soll Österreich Ihrer Meinung nach generell eine aktivere internationale Rolle einnehmen?

Nachbaur: Ich kann mir nicht vorstellen, dass das kleine Österreich die Kapazitäten hat 10.000 Flüchtlinge zu übernehmen. Da muss man schon realistisch bleiben. Warum Herr Spindelegger sagt 500 Christen habe ich auch nicht ganz verstanden. Ein Mensch ist ein Mensch.

Gert Prügger: Sehen Sie eine realistische Chance das Rot/Schwarz fällt und Stronach an die Spitze kommt? Oder wie ist der Plan? Laut Umfragen sind wir ja von diesem Szenario weit entfernt ...

Nachbaur: Ich hoffe, dass durch das Wahlergebnis Bewegung in die Politik kommt. Die derzeitige Konstellation hat ja schon über viele Jahre bewiesen, dass sie immer mehr Schulden machen und trotz anderweitiger Versprechungen steigen jedes Jahr die Steuern und Abgaben an. Den Leuten bleibt immer weniger im Geldtascherl, immer wieder taucht eine neue Steueridee auf, um ein Budgetloch zu stopfen. Ich meine, das sollte sich jetzt aufhören, deshalb treten wir an und ich hoffe, dass wir so viele Stimmen erreichen werden, dass wir tatsächlich schon diesmal was bewegen können.

Peter Pangerl: Was ist in der EU noch sozial, was halten sie von EUROGENDFOR - eine Privatarme gegen die EU-Bürger?

Nachbaur: Ich glaube, dass der oft von linker Seite propagierte Solidaritätsgedanke in der jetzigen Form nicht funktioniert. Man ließ die Bevölkerung nicht über die Rettungsschirme abstimmen; die Bürger hätten bestimmt erkannt, dass es in erster Linie darum geht, Großbanken zu unterstützen, deren Investitionen fehlgeschlagen hatten. Die Menschen in den Südländern hatten eigentlich wenig von diesem Geld. Und ein erzwungenes Sparpaket, das die deutsche Politik beispielsweise den Griechen aufzwingt, funktioniert auch nicht. Kein Volk kann dem anderen Volk Vorschriften machen, wie es leben soll. Das führt leider zu Ressentiments, wie wir sehen. In den griechischen Tageszeitungen wird Frau Merkel im Hitler-Outfit dargestellt. Das funktioniert nicht. Bzgl. der Privatarmee sprechen Sie wahrscheinlich den Vertrag von Lissabon an, wo man in den Erklärungen zu Artikel 2 einen Verweis findet, dass der Rat aktiv werden kann im Falle des Aufruhrs. Ich hoffe natürlich, dass das niemals passieren wird, aber war zugegebenermaßen etwas erschrocken, als ich über diese Erläuterungen gelesen habe.

kurier.at Moderation: Wie schwer ist Ihnen die Entscheidung gefallen, in die Politik zu gehen? Und wann ist sie gefallen?

Nachbaur: Eigentlich war das gar nicht so geplant, sondern es hat sich natürlich ergeben. Frank und ich haben uns schon seit langem Gedanken gemacht, wie man etwas in Österreich beitragen könnte. Und nachdem wir erfolgreich vor allem auf junge Menschen zugegangen waren durch das Stronach Institut für sozialökonomische Gerechtigkeit, mit dem wir mit 5 Universitäten in Österreich zusammengearbeitet haben, wollten wir uns einfach konkreter einbringen. Ich hoffe sehr, dass ich mit meiner sachlichen Art etwas dazu beitragen kann, damit Österreich eine gute Zukunft hat. Ich möchte mit allen Menschen und Parteien konstruktiv arbeiten, die gute Vorschläge für Österreich haben. Danke.

kurier.at Moderation: Vielen Dank an alle Teilnehmer hier im Chat! Leider muss uns Frau Nachbaur bereits verlassen, es tut uns also leid, wenn die eine, oder andere Frage nicht hier beantwortet werden konnte.

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