Niederösterreichs SPÖ-Chef Sven Hergovich und die Babler-Welle

Niederösterreichs SPÖ-Chef Sven Hergovich und die Babler-Welle
Die parteiinternen Turbulenzen scheinen abgehakt. Der neue niederösterreichische Landesparteiobmann wurde überraschend mit 96,2 Prozent gewählt.

Wohl selten zuvor wurde am Ende eines SPÖ-Landesparteitags in Niederösterreich die Internationale so lautstark gesungen. Und selten zuvor haben so viele Delegierte dabei die rechte oder die linke Faust erhoben. Jene Geste, mit der der neue Bundesvorsitzende Andreas Babler seine Reden beendet.

In St. Pölten wurde am Samstag deutlich, wie rasch die SPÖ-Funktionäre auf den Babler-Modus umgeschaltet haben. Trotz der internen Turbulenzen um die Mitgliederbefragung und dem Verkünden eines falschen Wahlergebnisses. Und das hat auch dem neuen Landesparteiobmann Sven Hergovich geholfen. 96,2 Prozent der 339 abgegebenen Stimmen entfielen auf den mit 34 Jahren jüngsten Landesparteiobmann der SPÖ.

Dabei hatte man im Vorfeld Schlimmes befürchtet. Landesgeschäftsführer Wolfgang Zwander sprach gegenüber dem KURIER sogar davon, dass ja bereits mehr als 50 Prozent für die Obmannschaft reichen würden. Nicht ohne Grund. Die gescheiterten Verhandlungen mit der ÖVP, die zur schwarz-blauen Regierung geführt haben. Die Festlegung auf den Hans Peter Doskozil beim Sonderparteitag in Linz, obwohl mit dem Traiskirchner Andreas Babler ein Niederösterreicher der Konkurrent war. Das alles waren Hürden, die selbst langjährige Funktionäre befürchten ließen, dass man einen Denkzettel verpasst bekommen wird.

„Meine Heimatpartei“

Das alles ist ausgeblieben. Nicht zuletzt, weil Sven Hergovich und Andreas Babler von Anfang an vermitteln konnten, dass sie trotz der vorbelasteten Vergangenheit nur auf einer Welle sind. Hergovich begann seine Rede sogar damit, dass er Babler beim nächsten Landesparteitag als Kanzler begrüßen will. Und Babler bezeichnete die Niederösterreicher als „meine Heimatpartei“.

Hergovichs Rede war natürlich als „Kampfansage“ an Schwarz-Blau konzipiert. Hergovich machte sich selbst zum „Kontroll-Landesrat“ in der Regierung und verkündete gleichzeitig in Anlehnung an ein altes SMS von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner: „Das rote Gesindel lebt. Mit uns ist wieder zu rechnen.“ Andreas Babler blieb bei seinen Botschaften über die ÖVP als Partei der Reichen, über die Kickl-FPÖ, der es nur um Posten gehe, die Kinderarmut und die türkisen Schuldigen an der Kika/Leiner-Pleite. Beide Redner punkteten bei den Delegierten, als sie darauf verwiesen, dass nun wieder SPÖ-Themen wie etwa Arbeitszeitverkürzung und Vermögenssteuer in den Medien dominieren würden.

Zu Beginn des Parteitags verriet Obmann Hergovich übrigens, wie seine Mutter auf den außergewöhnlichen Vornamen Sven gekommen wäre: „Sie hat die Zeichentrickserie Wickie und die starken Männer geliebt.“

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