Mehrheit sagt: Integration klappt

Eine Lehrerin hilft einer Gruppe von Kindern bei einer Bastelarbeit im Klassenzimmer.
Was Österreicher über Integration von Zuwanderern denken / Mehr Maßnahmen gefordert.

Spott, Häme und Kritik: So fielen in den Online-Foren die Reaktionen auf eine am Samstag veröffentlichte Studie durch den Integrationsfonds aus. „PR-Propaganda“, urteilte ein Poster unbarmherzig. Was der Integrationsfonds (ÖIF) und Sebastian Kurz (ÖVP), der die Integrationsagenden ins Außenministerium „mitnahm“, den Postern zwischen den Zeilen ausrichteten, war Folgendes: Der rabiate Ton in Foren zu Integrationsthemen sei laut der Analyse nicht repräsentativ für die Bevölkerung – besser gesagt, nicht mehr. Waren 2008 noch die Skeptiker in der Mehrheit, gaben im Vorjahr bereits zwei Drittel der Befragten an, dass die Integration „eher gut“ bis „sehr gut“ funktioniere.

Diesen Schluss zieht der ÖIF aus einer an Meinungsforscher Peter Ulram in Auftrag gegebenen Analyse mehrerer Gallup-Umfragen. Das Papier gibt Auskunft darüber, wie Österreicher mit und ohne Migrationshintergrund über Integration denken. Freilich präsentierte der ÖIF nur ausgewählte Ergebnisse. Dem KURIER liegt die Analyse vor.

Positiv beurteilt der ÖIF etwa, dass drei Viertel die Zuwanderung gut Ausgebildeter als notwendig erachten. Rückgängig ist auch die Sorge, dass der Ausländeranteil zu hoch ist (im Vorjahr glaubten das „nur“ mehr 53 Prozent, vier Jahre zuvor waren es zwei Drittel).

Zwei Drittel sehen Handlungsbedarf

Zufrieden sind die Befragten dennoch nicht: Während sie etwa der Sicherheitspolitik oder dem Gesundheitswesen ein halbwegs positives Zeugnis ausstellen, schneidet „Integration“ deutlich schlechter ab. Zwei Drittel fordern, dass mehr getan werden muss. Kurz unterstrich dies mit dem Verweis auf „Sprachklassen“ und ein „verpflichtendes, zweites Kindergartenjahr“ für Kinder mit Sprachdefiziten. Er kündigte überdies weitere Maßnahmen an, die allerdings, wie die grüne Integrationssprecherin Alev Korun postwendend kritisierte, noch unter „Finanzierungsvorbehalt“ stünden.

Nahaufnahme des Gesichts von Sebastian Kurz vor einem Hintergrund mit dem Wort „Integration“.
APA14026844-2 - 06082013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 217 II - Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstag, 06. August 2013, während einer PK zum "Integrationsbericht 2013", in Wien. APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT

Vielleicht ändern Kurz’ Pläne etwas an folgendem Befund: Zwar verbinden viele Österreicher mit dem Thema positiv besetzte Werte wie Toleranz und Akzeptanz. Negative Assoziationen sind aber zahlreich – beginnenden von mangelnden Deutschkenntnissen bis hin zum fehlenden Integrationswillen. Konkret fürchten sie sich laut der Analyse vor Gettobildung in Städten, religiös motivierten Konflikten und steigender Kriminalität.

Anreize und Belohnungen halten vier von zehn Österreichern für den besten Weg, um Zuwanderer zu integrieren. Jeder zweite würde harte Sanktionen setzen, und beinahe 40 Prozent halten einen Mix für zielführend.

Doch laut Ulram sind die Befragten auch kritisch gegenüber ihren Landsleuten: Denn fast zwei Drittel gaben an, dass es hierzulande ein „Klima der Fremdenfeindlichkeit“ gibt. Dafür gebe es nicht einen, sondern mehrere Verantwortliche. An erster Stelle stehe die „Politik und einige Parteien“, gefolgt von integrationsunwilligen Zuwanderern und einseitig berichtenden Medien.

Abgefragt wurde auch ein Dogma in Kurz’ Integrationsbestrebungen – das Leistungsprinzip. Laut der Studie unterstützt eine Mehrheit etwa eine frühere Verleihung der Staatsbürgerschaft an Migranten, die besondere Leistungen für die Gesellschaft erbringen.

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