Strache fühlt sich wohl im Schatten von Kurz

Strache fühlt sich wohl im Schatten von Kurz
Rollentausch zum Vizekanzler: Der FPÖ-Chef als "Freund der EU", Nazi-Fälle haben "nichts bei uns verloren."

Heinz-Christian Strache ist nach zwölf Jahren als Oppositionspolitiker und einem halben Jahr auf der Regierungsbank in seiner neuen Rolle als Vizekanzler angekommen.

Klassische Umfaller bei Wahlversprechen – wie beim CETA-Handelsabkommen oder der Kammerpflichtmitgliedschaft – gesteht er überraschend offen ein, rechtfertigt sie aber mit dem Zwang zu Kompromissen in einer Koalition. Wobei, an der direkten Demokratie nach Schweizer Vorbild oder der Abschaffung der ORF-Gebühren will er „selbstverständlich“ festhalten.

Wiener Bürgermeister will er hingegen nicht mehr werden, sondern auch nach der nächsten Nationalratswahl im Bund in Regierungsverantwortung bleiben. „Jeder weiß, dass die FPÖ der Impulsgeber in dieser Regierung ist“, sagte Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache selbstbewusst beim Puls4-Sommergespräch am Montagabend.

Den Rollentausch hat Strache inhaltlich und vom Tonfall des Staatsmannes her verinnerlicht. Vergessen sind auch die EU-feindlichen Zeiten, heute bezeichnet sich Strache als „Freund der EU“. Und als solcher müsse man Fehlentwicklungen aufzeigen, etwa den „falschen Zentralismus“ in Brüssel. Austreten aus der „Parteienfamilie“ der Rechtsaußenfraktion im EU-Parlament will er freilich nicht. Soweit geht Straches Wandlung dann doch nicht.

Gelebte Partnerschaft

Dass er bei all dem stets im Schatten des international beachteten ÖVP-Bundeskanzlers Sebastian Kurz stehe, damit könne er leben. „Ich als Älterer habe es nicht nötig, mich in den Vordergrund zu spielen“, sagte Strache.

Breit besprochen wurden in der Sendung die diversen Nazi-„Einzelfälle“ der letzten Zeit. Auch wenn sich Strache weiter gegen pauschale Diffamierungen wehrt und vieles als Jugendsünde abtut, so sagt er auch klarer vielleicht als früher, dass bestimmte Vorkommnisse in seiner Partei „nichts bei uns verloren“ hätten. Scharf kritisierte Strache etwa auch den jüngsten Sager des deutschen AfD-Politikers Alexander Gauland, für den die Nazi-Zeit nur ein „Vogelschiss“ sei, im Vergleich zur erfolgreichen tausendjährigen deutschen Geschichte. Strache: „Ich halte von solch despektierlichen Vergleichen mit der Zeit des industrialisierten Massenmords an Juden gar nichts.“

Freilich hat auch Straches Verständnis für Kritik an seiner Gesinnungsgemeinschaft Grenzen: Ein Udo Landbauer sei unschuldig, er habe mit dem Liederbuch der Burschenschaft Germania nichts zu tun, steht für Strache jetzt fest. Seiner Rückkehr in die FPÖ NÖ steht offenbar nichts im Weg.

Jüngste Österreich-feindliche Aussagen von Türkei-Präsident Erdogan sind für Strache nur die Bestätigung, dass es richtig ist, Moscheen zu schließen und Imame auszuweisen. Erdogan solle sich nicht in innerösterreichische Angelegenheiten einmischen, er habe daheim genug zu tun. Die Türkei sei schließlich „sehr sehr weit weg“ von einer geordneten Demokratie.

Kommentare