Als „Auftakt für den Endspurt“ hatte es die Salzburger ÖVP bezeichnet, als man sich in der Vorwoche zu einer großen Wahlveranstaltung traf. Mit der Anwesenheit von Bundeskanzler Karl Nehammer wollte man ein deutliches Zeichen setzen, dass man mit der Bundespartei an einem Strang zieht. Auch wenn der Rückenwind, für den vor fünf Jahren Ex-Kanzler Sebastian Kurz gesorgt hatte, jetzt fehlt.
Da war die ÖVP mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer an der Spitze auf 37,8 Prozent hinaufgeschossen. Diesmal sieht man es als Wahlerfolg an, wenn am 23. April die 30-Prozent-Hürde geschafft wird und die ÖVP die klare Nummer eins bleibt.
Die lauteste Warnung von Wilfried Haslauer gab es an diesem Abend interessanterweise in Richtung FPÖ. „Wenn diese Partei stärkste Kraft wird, dann ist Herbert Kickl hier die bestimmende Kraft, nicht seine Vertreterin hier“, sagte der Landeshauptmann in seiner Rede. Und beklagte die Tonalität der FPÖ.
Dabei könnte nach dem Wahlsonntag die FPÖ die einzig wirkliche Option für eine Regierungskoalition sein. Wenn SPÖ, Grüne und Neos schwächeln und Marlene Svazek tatsächlich so stark zulegt, wie es in manchen Umfragen vorhergesagt wird. Da werden ihr bis zu 28 Prozent zugetraut. Wilfried Haslauer legt zwar seine gewohnte Zurückhaltung ab, wenn es um die FPÖ geht. Und sein Verhältnis zu Marlene Svazek ist mehr als getrübt. Er hat aber dennoch nie dezidiert ausgeschlossen, mit den Blauen eine Koalition einzugehen.
Was er in einem KURIER-Interview schon gesagt hat: Man werde sich noch genau anschauen, wie die restlichen Wahlkampftage verlaufen. Und da ist gerade dieses Wochenende entscheidend, wenn Herbert Kickl persönlich im Salzburger Land mit Marlene Svazek auf Wahlkampftour ist.
Der Faktor SPÖ
Entscheidend wird sein, wie die SPÖ abschneidet. Deren neuer Spitzenkandidat David Egger müsste eigentlich zulegen; mit den 20 Prozent aus der Wahl 2018 liegt die Latte sehr niedrig. Ihm könnte allerdings der SPÖ-interne Konflikt um die Führung der Bundespartei zum Verhängnis werden. Am Tag nach der Landtagswahl beginnt die Mitgliederbefragung. David Egger will mit der SPÖ unbedingt zurück in die Landesregierung. Und für Haslauer wäre er der angenehmere Partner als Marlene Svazek.
Die politischen Experimente, die Wilfried Haslauer in den vergangenen beiden Legislaturperioden durchgezogen hat, könnten diesmal rechnerisch nicht möglich sein. 2013 zimmerte der ÖVP-Landeshauptmann eine Koalition mit den Grünen und dem Team Stronach. Fünf Jahre später holte er die Neos mit ins Boot und regierte mit einer sogenannten Dirndl-Koalition.
Grüne und Neos stagnieren allerdings in den Umfragen bei sechs bis neun Prozent. Und es ist unwahrscheinlich, dass sie am 23. April noch zulegen können. Den Grünen hängt der Rücktritt von Heinrich Schellhorn nach, der wegen eines Pflegeheimskandals den Hut nehmen musste. Die Neos hatten mit internen Querelen zu kämpfen. Und ihnen fehlt ein wenig die Wahlkampfmaschine Sepp Schellhorn.
Nach dieser Wahl könnte aber noch eine Partei mit auf dem Spielfeld sein: die KPÖ plus mit Kay-Michael Dankl an der Spitze. Ihr wird laut einigen Umfragen zugetraut, die Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen und in den Landtag einzuziehen.
Die Ausgangslagen der Parteien
Wilfried Haslauer
Der 66-jährige Politiker hatte 2004 die Salzburger ÖVP übernommen. Von 2004 bis 2013 war er Landeshauptfrau-Stellvertreter, ehe er 2013 die ÖVP wieder auf Platz eins führte. Seit damals regiert er als Landeshauptmann.
Die ÖVP
Im Jahr 2018 hatte die ÖVP um 8,8 Prozentpunkte von 29,01 auf 37,8 Prozent zugelegt.
David Egger
Für den 36-jährigen Politiker David Egger ist es die erste Landtagswahl an der Spitze der SPÖ Salzburg. Er hat die Partei im Jahr 2020 von Walter Steidl
übernommen. Er sitzt außerdem für die Salzburger Roten im Bundesrat in Wien.
Die SPÖ
2018 war die SPÖ mit 20 Prozent auf einen Tiefststand gefallen (2013: 23,8 Prozent).
Marlene Svazek
Im Jahr 2016 hat die 30-jährige Politikerin Marlene Svazek die FPÖ Salzburg übernommen. Davor war die Partei in großen Turbulenzen gewesen, weil der ehemalige Parteichef Karl Schnell die Abspaltung FPS gegründet hatte.
Die FPÖ
2018 kam die FPÖ auf 18,8 Prozent, 4,5 Prozent erhielt die FPS, die nicht mehr antritt.
Martina Berthold
Die 53-jährige Politikerin Martina Berthold hatte bereits 2013 als Landesrätin der Grünen der Regierung angehört. 2022 folgte sie dem zurückgetretenen Heinrich Schellhorn und wurde Landeshauptmann-Stellvertreterin.
Die Grünen
2013 gab es mit 20,2 Prozent das beste Ergebnis, 2018 waren es nur noch 9,3 Prozent.
Andrea Klambauer
Im Jahr 2018 war die 46-jährige Andrea Klambauer die erste Neos-Landesrätin Österreichs. Sie hatte damals eigentlich hinter Sepp Schellhorn kandidiert, der wechselte damals aber nicht in die Landespolitik.
Neos
Mit 7,3 Prozent schafften die Neos 2018 erstmals den Einzug in den Landtag.
Kay-Michael Dankl
Seine politische Karriere hatte der 34-jährige Politiker Kay-Michael Dankl bei den Jungen Grünen begonnen. Nach dem Rauswurf aus der Bundespartei wechselte er zu den Linken. Er ist für die KPÖ Gemeinderat in der Stadt Salzburg.
Die KPÖ
2013 und 2018 schaffte die KPÖ nur 0,4 Prozent, diesmal werden ihr 7 Prozent zugetraut.
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