12-Stunden-Tag: Pflasterstein vor Büro einer ÖVP-Politikerin

12-Stunden-Tag: Pflasterstein vor Büro einer ÖVP-Politikerin
Auch Grablichter vor Adressen von ÖVP- und FPÖ-Abgeordneten. SPÖ und ÖGB distanzieren sich von Aktion.

Die ÖVP veröffentlichte zum Beginn der Parlamentsdebatte am Tag des Beschlusses des 12-Stunden-Tages ein heikles Foto: Es zeigt ein Taferl mit der Aufschrift "Frau Nationalrätin Graf, Sie gefährden den sozialen Frieden", eine Grabkerze und einen Pflasterstein. Aufgenommen wurde es in der Früh vor dem Salzburger Büro der ÖVP-Nationalratsabgeordneten Tanja Graf. Auch vor dem Büro des Wirtschaftsbündlers Peter Haubner sei eine ähnliche Nachricht aufgetaucht, heißt es aus der ÖVP.

Auch vor Privatadressen von FPÖ-Abgeordneten wurden Plakate, Pflastersteine und platziert.

Bei der Botschaft handelt es sich um einen Protest gegen die umstrittene Ausweitung der täglichen Höchstarbeitszeit auf zwölf Stunden. Und wenig überraschend wurde die Aktion bereits von den unter Druck geratenen Regierungsparteien verwertet: FPÖ-Klubobmann Walter Rosenkranz eröffnete sein 12-Stunden-Tag-Verteidigungsplädoyer mit dem Ausdruck dieses Fotos - und stellte in den Raum, dass der Pflasterstein als Drohung zu verstehen sei.

"Wir bedrohen niemanden. Die Einzigen, die bedroht werden, sind Österreichs Beschäftigte."

von Max Lercher

12-Stunden-Tag: Pflasterstein vor Büro einer ÖVP-Politikerin

Max Lercher

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max Lercher bezeichnete dies als "tatsachenbefreite Stimmungsmache". Die Behauptungen seien auf das Schärfste zurückzuweisen. "Wir bedrohen niemanden. Die Einzigen, die bedroht werden, sind Österreichs Beschäftigte, denen von Schwarz-Blau durch die 60-Stunden-Woche Löhne, Gesundheit und Familienzeit gestohlen werden", meinte Lercher in einer Aussendung.

Ähnlich der Gewerkschafter und SPÖ-Abgeordnete Josef Muchitsch: "Ein Pflasterstein darf im 21. Jahrhundert kein Zeichen von Gewalt sein, das ist im 21. Jahrhundert ein Zeichen schwerer Arbeit und Ausbeutung." Pflastersteine dienten schon als Anschauungsmaterial beim jüngsten ÖGB-Kongress, um zu verdeutlichen, dass der in Wien lebende Pflasterer Günther statt 3.500 Kilogramm in 8 Stunden nach der Einführung der neuen Arbeitszeitregeln künftig bei 4 Stunden Mehrarbeit am Tag bis zu 1.800 Kilo mehr an Pflastersteinen über sein Kreuz heben muss.

"Das war idiotisch"

Eine Distanzierung von Gewalt erfolgte schon zuvor von zahlreichen Abgeordneten der SPÖ. Auch Parteivorsitzender Christian Kern lehnte die Aktion klar ab: Man habe mit dieser Sache nichts zu tun, lehnen dies zutiefst ab. "Das war idiotisch", sagte er.

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