Strache steht nach dem Ausschluss vor dem Comeback. Warum Michael Pammesberger dafür dankbar ist und die Karikaturistengewerkschaft für Doskozil statt Rendi-Wagner wäre.
KURIER:Geben Sie der DAÖ eine Chance?
Michael Pammesberger: Was? Wem?
Die Ereignisse überschlagen sich förmlich. Gleichzeitig hat man bei einem Blick in Ihr Buch das Gefühl, alles wiederholt sich. Da gibt es eine Strache-Handy-Karikatur, die alt und jetzt wieder aktuell ist. Wird es fad?
Die Dinge wiederholen sich, die Personen wechseln. Damals ging es um ein fehlgeleitetes SMS aus Straches Handy und Zufall oder nicht, um Postenschacherei.
Ein Video auf Ibiza, Goldbarren in Tirol: Ist das nicht zu skurril, um es zu karikieren?
Ich als Kommentator, Zeichner, Karikaturist sage: Danke für diese Vorgänge. Als Staatsbürger hat man natürlich ein bisschen eine andere Sicht.
Nämlich?
Die Postenschacherei ist zum Teil noch nachvollziehbar, wenn Regierungsvertreter in staatsnahe Betriebe kommen. Wenn das allerdings ins Korrupte hineingleitet, weil es mit Gegenleistungen verbunden ist, dann hat man es eindeutig übertrieben.
Ja. Ich kann jetzt die Zeichnungen, als die ÖVP am Boden war, einfach mit anderem Personal und anderen Farben machen. Bei einem geht es bergauf, beim anderen bergab. Wir Karikaturisten lieben mehr die Loser. Wenn alles gut läuft, dann sind wir eigentlich überflüssig. Aber das war noch nie der Fall.
Gibt es jemanden oder Charaktereigenschaften, die Sie besonders gerne zeichnen?
Natürlich. Im Übrigen ist das kein Widerspruch: die optischen und die Charaktereigenschaften. Früher oder später läuft das alles in eins zusammen. Das sind auch die dankbarsten Figuren, die, die Ecken, Kanten und Profil haben. Ich muss jeden nehmen, wie er kommt. Als die Frage aufkam, ob Doskozil oder Rendi-Wagner Chef oder Chefin der SPÖ wird, hätte die Karikaturisten-Gewerkschaft für Dosko gestimmt. Ich zeichne aber auch Rendi-Wagner gerne.
Es gibt noch jemanden, der uns erhalten bleiben wird…
Strache?
Ich dachte eher an Sebastian Kurz. Haben Sie sich an ihm schon sattgesehen oder gar abgearbeitet?
Nein, ich kann ihn auch schon recht gut. Von vorne, von hinten, von der Seite. Je öfter man jemanden zeichnet, umso genauer kann man Gestik und Mimik verarbeiten. Und: er entwickelt sich ja jetzt auch, wird reifer – beginnender Bartwuchs!
Sie zollten jüngst einem Kollegen Tribut: Gustav Peichl.
Daran sieht man auch: Karikatur ist nicht immer nur lustig oder halblustig, man kann auch traurige Ereignisse mit einer Zeichnung begleiten.
Gibt es eine Person, die nicht zu karikieren ist, eine Zeichnung, von der Sie Abstand genommen haben?
Das passiert eigentlich dauernd. Wenn ich dasitze und am weißen Blatt Papier die Dramaturgie vorentwickle, habe ich keine Schere im Kopf. Vieles davon ist spielerisch und landet zu Recht im Papierkorb. Irgendwann kristallisiert sich dann heraus, was ich in der Zeitung auch sehen will.
Michael Pammesberger:
„Message Control“, Ueberreuter Verlag, 136 Seiten, 19,95 Euro.
Wie kann sich ein Leser den Alltag des Karikaturisten Pammesberger vorstellen?
Der Tag beginnt in der Früh mit der Karikaturen-Konferenz: Die Chefredaktion beschließt, was ich zu zeichnen habe. Die Chefredakteurin Salomon sagt mir dann, was die Zeichnung von morgen ist. Dann setze ich mich hin, google einen Witz dazu, den baue ich ein und dann zeichne ich. Ein Mitglied der Chefredaktion bewacht mich dabei.
Führt die Hand?
Exakt! Um 10 Uhr gibt es die große Abnahme-Sitzung. Dann wird der Witz wieder rausgestrichen. Nein! Ich kann selbstständig und autonom arbeiten. Nach so vielen Jahren weiß ich auch, was geht, was nicht und wie ich es mache. Das ist ein großes Privileg für mich. In den Anfangsjahren habe ich natürlich Fehler gemacht aus Unerfahrenheit. Manchmal sind es Assoziationen, die beim Betrachter entstehen, an die ich selbst im ersten Moment nicht gedacht habe.
Wie sind die Reaktionen auf Ihre Arbeit?
Ganz unterschiedlich. Lob, Kritik… Gott sei Dank ist das politische Feld groß. Obwohl es ist mehr Becken mit Haifischen als ein Feld.
Gibt es einen Wunsch an die künftige Regierung, wann immer sie kommen möge?
Dass sie nicht alle Fettnäpfchen auslassen möge, damit ich genug Stoff habe. Und die Opposition sollte sich daran beteiligen. Ich kann und muss jeder Situation etwas abgewinnen: Der Verzweiflung bei den Blauen und Roten und dem Tänzchen Kurz und Kogler. Da zwischenmenschelt es total.
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