Vertrauen: Rendi-Wagner vor Schlusslichtern Kickl und Hofer
Einen Vertrauenszuwachs hat den Grünen der Einstieg in die Regierung gebracht: Vizekanzler Werner Kogler liegt im aktuellen APA/OGM-Vertrauensindex gleichauf mit Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Dieser erholt sich zwar langsam wieder vom Einbruch nach dem Ibiza-Crash. Aber Bundespräsident Alexander Van der Bellen - der die längste Zeit hinter Kurz rangierte - ist ihm weit davongezogen.44 Punkte Vertrauenssaldo - aus "habe Vertrauen/habe kein Vertrauen" - weist Van der Bellen auf.
Das ist um noch fünf Punkte mehr als im Juni 2019, als er souverän durch die Turbulenzen nach dem Ibizavideo führte. Seine Werte waren zu Amtsantritt eher mäßig, konstatierte OGM-Chef Wolfgang Bachmayer, aber mittlerweile entwickelt sich Van der Bellen in Richtung der Spitzenwerte von Alt-Bundespräsident Heinz Fischer.
Kurz, dessen Vertrauenswert mit der Abberufung der Regierung einstürzte, legte nach gewonnener Wahl und mit neuer türkis-grüner Koalition um acht auf 19 Punkte zu. Jetzt vertrauen ihm wieder 57 Prozent und 38 Prozent nicht - was, unterstrich Bachmayer, ziemlich genau dem Wähleranteil des türkis-grünen Lagers versus Rot-Blau-Pink entspricht.
Den größten gemessenen Zuwachs der abgefragten Regierungspolitiker und Oppositionschefs lukrierte Kogler, der die Grünen zurück in den Nationalrat und erstmals in die Bundesregierung führte: Sein Wert stieg um 13 auf nunmehr 19 Punkte (53 Prozent vertrauen ihm, 34 Prozent nicht). Nur knapp dahinter rangiert der Grüne Rudolf Anschober mit 17 Punkten. Für den jetzigen Sozialminister gibt es (wie für die meisten Grünen Regierungsmitglieder) keine Vergleichsdaten aus dem Jahr 2019.
Gleichauf mit Anschober findet sich ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann, der um sieben Punkte zulegte. Die grüne Justizministerin Alma Zadic erreicht mit 16 ebenfalls einen der höheren Werte. Bachmayer führt dies auf die "Angriffe von rechts" zurück, die Zadic für eine gute Bekanntheit und Zustimmung nutzen habe können. Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) stieg mit plus 13 Punkten in die Vertrauenswertung ein.
Gernot Blümel brachte der Aufstieg vom Kanzleramts- zum Finanzminister sechs Punkte mehr, er steht jetzt bei elf. Die meisten zurückgekehrten ÖVP-Minister und Ministerinnen haben ziemlich unveränderte Werte - und die Neuen eher geringe Bekanntheit. So war Staatssekretär Magnus Brunner nur acht Prozent der Befragten bekannt.
Das ist nicht das Problem von Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) - der ja zuvor schon Generalsekretär war. Aber bei ihm überwogen, wie auch bei Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), die "Habe kein Vertrauen"-Nennungen: Nehammers Saldo ist minus vier, jener der deutlich weniger bekannten Tanner minus fünf.
Die einzige Grüne aus dem Kabinett Kurz mit negativem Saldo ist Kunst- und Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek: Sie liegt sechs Punkte im Minus. Auch bei den koalitionären Klubchefs überwiegt "vertraue nicht": August Wöginger (ÖVP) weist minus fünf auf, Sigrid Maurer (Grüne) sogar minus zwölf.
Ganz am Ende der Tabelle finden sich Oppositionelle: Sehr groß ist das Misstrauen gegenüber FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl, sein Saldo beläuft sich auf minus 48. FPÖ-Chef Norbert Hofer rangiert etwas besser, aber immer noch mit 30 Punkten im Minus.
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner muss sich mit minus 17 zufriedengeben. Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) liegt hingegen deutlich - mit 14 Punkten - im Plus. Ebenso NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger (ebenfalls 14 Punkte).
Für den Vertrauensindex wurden vom 27. bis 29. Jänner 800 repräsentativ ausgewählte Wahlberechtigte aus dem OGM Online-Panel befragt (Details: http://www.ogm.at). Die Schwankungsbreite liegt bei plus/minus 3,5 Prozent.
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