ÖGB: 12-Stunden-Protest gegen 12-Stunden-Tag

Flexible Arbeitszeit: Gewerkschaftsaktion vor dem Haus der Industrie in Wien.

Der ÖGB will die Turbulenzen in der SPÖ vergessen machen und endlich in den „heißen Herbst“ starten – sprich, mit dem lange geplanten Protest gegen das neue Arbeitszeitgesetz beginnen. Der Total-Rückzug von Christian Kern aus der Politik hat die Kampagnenarbeit gegen Türkis-Blau völlig überlagert. Und so schwingen sich der ÖGB und die Einzelgewerkschaften erst jetzt so richtig, am heutigen 12. Oktober, zu einem 12-Stunden-Protest gegen den 12-Stunden-Tag auf.

"Gesetz bestellt"

Der Ort des Geschehens ist nicht zufällig gewählt: Die Kundgebung, die von 9 bis 21.00 Uhr dauern wird, und vor allem von Betriebsräten aus verschiedenen Unternehmen getragen wird, findet vor dem Haus der Industrie auf dem Wiener Schwarzenbergplatz statt.

Mit der Ortswahl unterstreicht der ÖGB seine Kritik, die da lautet: Die Großindustrie, namentlich Sebastian-Kurz-Unterstützer wie KTM-Chef Stefan Pierer, hätten sich die Arbeitszeitverlängerung gewünscht und dank ihrer großzügigen Wahlkampfspenden von Türkis-Blau auch postwendend bekommen.

Metaller-Chef Rainer Wimmer sagt zum KURIER: „Die Industrie hat dieses schlechte Gesetz bei der Regierung bestellt und in einem Husch-Pfusch-Verfahren ohne Begutachtung bekommen. Darum protestieren heute alle Gewerkschaften 12 Stunden lang vor der Industriellenvereinigung.“

Neben Wimmer werden die Chefs der Einzelgewerkschaften oder rote Politiker wie Evelyn Regner, Nummer zwei auf der SPÖ-EU-Liste, reden. Um 19.00 Uhr ist der Auftritt von ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian eingetaktet. Er soll den Abschluss des Ansprachen-Marathons einläuten.

Die Industriellenvereinigung ist selbstredend not amused über das Geschehen vor ihrer Tür. Demonstrationsrecht hin oder her, man sieht sich nicht als „Besteller“ der Flexibilisierung und sei der „falsche Adressat“ des Protestes. Wichtig sei, dass es beim generellen 8-Stunden-Tag bleibe und nur die Möglichkeit zum 12-Stunden-Tag geschaffen wurde.

Geklärt ist damit nichts. Am kommenden Dienstag wird erneut gestritten – die Metaller-Lohnrunde geht weiter. Gut möglich, dass sie länger als zwölf Stunden dauern wird.

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