Kleinparteien legten starkes Finish hin

Die Mandatsmehrheit für SPÖ und ÖVP ist nach der Nationalratswahl am Sonntag keineswegs gesichert – darüber sind sich Meinungsforscher einig. Denn falls sowohl BZÖ wie auch NEOS den Einzug ins Parlament schaffen, wäre die Wahrscheinlichkeit für eine SP-VP-Mandatsmehrheit gering (wenn auch nicht ausgeschlossen), wie etwa OGM-Chef Wolfgang Bachmayer sagt (mehr dazu hier).
Auch für Peter Hajek (Public Opinion Strategies) und David Pfarrhofer (market) ist die Mehrheit der beiden Regierungsparteien nach der Wahl nicht gesichert. "Fix ist nix", meinte Hajek. Noch vor zwei Monaten hätte er gesagt, die Große Koalition "ist gesetzt", jetzt könne man einen Verlust der Mehrheit aber nicht mehr ausschließen.
TV-Duelle halfen Buchers Truppe
Der Grund dafür ist unter anderem der Aufwärtstrend von BZÖ und NEOS, der in den jüngsten Umfragen abzulesen ist. Als Grund dafür sieht Hajek einen "relativ guten Wahlkampf" der beiden Parteien. Beim BZÖ sei dieser auf Parteichef Josef Bucher zugeschnitten gewesen, auch die TV-Duelle hätten die Orangen gestärkt. Und die NEOS hätten es "trotz niedrigen Budgets" geschafft, "eine ungeheure Mediencoverage" zustande zu bringen, so Hajek.

Pfarrhofer geht zwar davon aus, dass sich eine Mandatsmehrheit für Rot-Schwarz "eher ausgeht", abschätzbar sei dies aber nicht. Wenn sowohl BZÖ wie auch NEOS einziehen, "wird es für SPÖ und ÖVP schwerer, die Mandatsmehrheit zu bekommen", sagte er.
Chancen für einen Einzug der Kleinparteien sieht auch der market-Forscher: "Das BZÖ hat sich erfangen, Bucher eine gute Figur in den TV-Duellen gemacht. Der Einzug ist gar nicht mehr so unrealistisch." Auch NEOS hätte sich in den Umfragen verbessert - Pfarrhofer geht aber davon aus, dass es sich für die pinke Partei knapp nicht ausgehen wird.
Knappes Rennen um Platz zwei

"Platz zwei ist auch noch nicht entschieden", meinte auch Bachmayer. Es sei zwar nicht auszuschließen, dass die FPÖ die ÖVP noch überholt, aber auch nicht wahrscheinlich. Laut Pfarrhofer wird es nun darauf ankommen, ob die ÖVP ihre Stammwähler ausreichend mobilisieren kann.
Dass der erste Platz für die SPÖ fix scheint, könnte laut Bachmayer auch eine Gefahr für die Kanzler-Partei sein: Denn damit könnte die SPÖ bei der Stammwählerschaft ein Mobilisierungsproblem bekommen.
Grüne, Stronach sinken ab

Einen Trend nach unten orten die Experten auch beim Team Stronach. Laut Hajek könnte dies auch mit den TV-Autritten Frank Stronachs zu tun haben, in denen er laut Umfragen "sehr schlecht" abgeschnitten hatte.
Kanzlermacher FPÖ? Für Verwirrung hat eine Aussage von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in der Ö1-Sendung "Klartext" gesorgt. Nämlich, dass die FPÖ einen ÖVP-Kandidaten zum Bundeskanzler macht - sogar dann, wenn die FPÖ die ÖVP auf den dritten Platz verdrängen sollte. Strache: "Es geht darum, dass wir Inhalte, für die wir stehen, durchsetzen können. Und wenn wir einen Partner finden, der mit uns bereit ist, die direkte Demokratie in der Verfassung zu verankern, ..., dann ist nicht die Frage, was auf der Visitenkarte steht."

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