Neos sehen bei Kampagne gegen Corona "schiefe Optik"

Frau mit Atemschutzmaske in Wien
Prominente Agenturen arbeiten bei Rot-Kreuz-Kampagne mit. Zwei Beteiligte waren schon für ÖVP und Grüne tätig.

Die vom Roten Kreuz getragene und von der Regierung gestützte Kampagne zur Corona-Eindämmung wird von drei namhaften Agenturen abgewickelt.

Die Werbeagentur Jung von Matt sei für die Kreation zuständig, die Troin Agency für Strategie und das Campaigning Bureau von Philipp Maderthaner für Social Media und Digitales, so Werber Martin Radjaby-Rasset - der für das Rote Kreuz die Kampagne orchestriert - zur APA.

"Kanzlermacher" 

Kritik an der Vergabe an die Agenturen hatten am Mittwoch die NEOS geäußert - mit Blick auf frühere Tätigkeiten Radjabys für die Grünen sowie jene für die ÖVP von Maderthaner, der sich selbst als „Kanzlermacher“ von Bundeskanzler Sebastian Kurz bezeichnet.

„Die Optik ist schief. Wir leben in einer Zeit, wo man jetzt Offenheit braucht, wo Vertrauen wichtig ist, wo auch der Schulterschluss gefordert wird und dass alle an einem Strang ziehen. Und dann kommt man drauf, dass im Hintergrund die immer gleichen Menschen die immer gleichen G'schäftln machen. Und das geht nicht“, sagte NEOS-Abgeordnete Henrike Brandstötter am Mittwoch im Ö1-„Mittagsjournal“.

Rotes Kreuz weist Kritik zurück

Sowohl im Kanzleramt als auch im Gesundheitsministerium konnte man laut Ö1 die Kritik nicht nachvollziehen.

Auch Rot-Kreuz-Bundesrettungskommandant Gerry Foitik sah im Radio-Interview keine Unvereinbarkeit: „Wenn ich eine Agentur suchen muss in Österreich, die erfolgreich arbeitet und nie in die Nähe einer Partei gekommen ist oder Wahlkampf gemacht hat, werde ich keine finden.“

Radjaby-Rasset betonte gegenüber der APA, er führe die „Schau auf dich, schau auf mich“-Kampagne im Auftrag des Roten Kreuzes, sein Arbeitgeber Erste Bank habe ihm dafür die zeitliche Flexibilität gegeben.

„Ich mache das freiwillig und unentgeltlich für das Rote Kreuz“, so der ehemalige Grünen-Werber, der unter anderem für die erfolgreiche Kampagne von Bundespräsident Alexander Van der Bellen verantwortlich zeichnete.

Wie auch das Rote Kreuz verwies Radjabi-Rasset darauf, dass Kommunikation bei Krisen und Katastrophen extrem wichtig sei - und auch einsatzrelevant, um die Bürger zu informieren.

Kampagne kostet 15 Mio. Euro

Ein Sprecher des Roten Kreuzes bestätigte gegenüber der APA das Engagement der drei Agenturen, diese seien durch das Rote Kreuz beauftragt worden.

Kommandant Foitik, der ja auch im Krisenstab der Regierung sitzt, habe der Regierung die Kampagne dann vorgestellt. „Das ist dort offensichtlich gut angekommen“, die Regierung habe sich zur Unterstützung der Kampagne entschlossen, „indem sie die Mediaplanung übernimmt“, also die Schaltung von Inseraten koordiniert und auch die Mittel dafür bereitstellt. Laut Ö1 soll die Kampagne rund 15 Mio. Euro schwer sein.

Keine Beteiligung an "Stopp Corona"-App

Das Rote Kreuz hingegen orchestriert und bezahlt die „Kreation und Produktion“ der Kampagne, so der Sprecher. Foitik sagte dazu im „Mittagsjournal“, bisher habe die Organisation rund 350.000 Euro dafür ausgegeben, es werde aber wohl noch mehr werden.

Auch im „Campaigning Bureau“ von Maderthaner bestätigte man am Mittwoch das Engagement durch das Rote Kreuz. Entwickelt worden sei die Kampagne von Jung von Matt, das Bureau sei für die digitale Kommunikation zuständig, sagte ein Sprecher, Maderthaner selbst sei bei dem Projekt nicht aktiv.

An der „Stopp Corona“-App, der Medienplanung oder am Inserate-Budget sei die Agentur nicht beteiligt. „Das Campaigning Bureau arbeitet seit 2014 durchgehend für das Rote Kreuz - zu einem guten Anteil übrigens pro-bono. Daran hat sich bis heute nichts geändert“, so der Sprecher zur APA.

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