Wahlkampf-Finale im Netz: Falsche Plakate, letzte Reden

Unzählige Hände schütteln, drei Tage wach sein, tapfer in die Kamera lächeln – die Spitzenkandidaten kämpfen bis ganz zum Schluss um jede Stimme. Auch im Netz, auf Twitter, Facebook und Co. ist der Endspurt spannend. Denn erstmals bei einer Nationalratswahl spielen soziale Medien eine größere Rolle.
Vor allem um die Jungen und die Unentschlossenen wird gebuhlt. "Ich weiß noch nicht, wen ich wähle" - Diesen Satz hört man in den vergangenen Tagen häufig. Tatsächlich gab es laut Meinungsforschern noch nie so viele unentschiedene Wähler. Ein Phänomen, das die letzten Schritte der Parteien enorm wichtig macht.
SPÖ schießt gegen ÖVP
Freitag und Samstag hielten die Parteien ihre offiziellen Schlussveranstaltungen ab. Ein letzter mobilisierender Kraftakt (mehr dazu hier). Bundeskanzler Werner Faymann feierte im Zelt vor der Parteizentrale. Ungewöhnlich scharf wurde gegen den Koalitionspartner ÖVP geschossen. Auch auf Twitter:
Am Samstagvormittag stellte sich der SPÖ-Chef außerdem noch auf den symbolträchtigen Viktor-Adler-Markt in Wiens Arbeiterbezirk Favoriten.
ÖVP stürzt sich auf Danke-Plakate
Wirbel erzeugte allerdings nicht seine Rede, sondern die ersten Danke-Sticker auf einigen Plakaten. Ein Umstand, auf den sich die ÖVP am Samstag stürzte:
Die SPÖ dürfte allerdings gar nicht hinter den Plakaten stehen. Sie kündigte am Samstag in einer Aussendung eine Klage gegen Unbekannt an.
FPÖ finalisiert Nächstenliebe
Die FPÖ inszenierte ihren Endspurt vor pompöser Kulisse: ein "Finale der Nächstenliebe" vor dem Stephansdom.
Die Veranstaltung der Rechtspopulisten wurde im Netz besonders kommentiert. Grund dafür lieferte auch die Gegendemo gleich daneben.
Grüne sind drei Tage wach
Die Grünen begehen ihr Wahlfinale am Tag vor der Wahl.
Seit Donnerstagabend ist die Wahlkampfzentrale der Grünen im Donauturm außerdem (nach deutschem Vorbild) „drei Tage wach“ - auch auf Twitter.
#Strohlen
Im Stronach'schen Wahlkampf hat vor allem Dieter Bohlens Auftritt Eindruck hinterlassen.
Die SPÖ hat sich am Samstag über unlautere Wahlkampfmethoden – „Dirty Campaigning“ – der Konkurrenz beklagt. Nachdem erst vor wenigen Tagen gefälschte Türanhänger mit für die SPÖ diffamierenden Aussagen entdeckt wurden, sind am Wochenende von Unbekanten gefälschte Plakate in Wien und Graz aufgetaucht. Im Layout der Roten gehalten und mit Parteilogo versehen, suggerierten sie, dass für die SPÖ die Wahl bereits gelaufen sei, indem sie einen Tag vor der Wahl „Gewonnen. Danke“ verkünden.
„Zu solchen Mitteln zu greifen ist der absolute Tiefpunkt des Nationalratswahlkampfs“, war SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos erzürnt, „Das ist nicht nur absolut letztklassig, sondern auch rechtswidrig. Gegen diese Wählertäuschung wird Klage eingereicht“.
Auch die ÖVP blieb nicht verschont: In Wien waren überklebte Plakate aufgetaucht, die im ÖVP-Layout und ebenfalls mit Logo versehen vor „ÖVP – Erste Wahl für Tierquäler“ oder „Jede Stimme für die ÖVP ist eine Stimme gegen Tiere“ warnten. „Angezeigt haben wir das nicht, wir haben das halt mit unseren Plakaten nachkleben müssen“, heiß es dazu aus der ÖVP-Zentrale.
Lügen
Und auch bei den Grünen gab man sich angesichts unlauterer Werbemethoden verstimmt.
Besonders die ÖVP habe auf Plakaten und Massen-eMails „Lügen über die Grünen verbreitet“ , beklagte der grüne Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner. Der Bauernbund hat mit Plakaten vor Stalleinbrüchen von Tierschützern gewarnt, und das mit „Augen auf vor Rot-Grün“ betitelt. „Das zeigt nur das tiefe und peinliche Niveau, das Spindelegger zugelassen hat“, erklärt Wallner.
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