Österreichs Hilfe für die Ukraine: "Es kommt einen Herkules-Aufgabe auf uns zu"
Über 1,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Wie Österreich gemeinsam mit Nicht-Regierungsorganisationen vor Ort und in Österreich helfen will, das erklären Innenminister Gerhard Karner, Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger, Caritas-Präsident Michael Landau, Rotes Kreuz-Generalsekretär Michael Opriesnig und Diakonie-Direktorin Maria-Katharina Moser.
"Es sind dramatische Bilder, bewegende Schicksale, die uns erschüttern", sagt Innenminister Karner, und: "Das UNHCR spricht von der größten Flüchtlingsbewegung innerhalb Europas seit dem Zweiten Weltkrieg." Die Hilfsbereitschaft innerhalb Österreichs, in den Bundesländern und gemeinsam mit den NGOs sei überwältigend, so Gerhard Karner. "Es geht um Geschlossenheit und Koordinierung bei der Hilfe".
Wer schnell helfe, helfe doppelt; wer koordiniert helfe, helfe dreifach, so der Minister. Es gehe um drei zu koordinierende Bereiche.
Das Bereitstellen von Nachbarschaftsquartieren. Bis dato haben 4.500 Personen Quartiere angeboten, das entspricht, so Karner über Obdach für 20.000 Menschen. Derzeit befinden sich 500 Menschen aus der Ukraine in Quartieren des Bundes.
Der Schutz für ukrainische Flüchtlinge. Dabei geht es um die Umsetzung der letzte Woche verabschiedeten europäischen Richtlinie für "temporären Schutz". Zunächst wird der Schutz für ein Jahr gewährt, dann je um sechs Monate verlängert. Insgesamt kann drei Jahre Schutz gewährt werden. Es gehe darum, rasch und unbürokratisch zu helfen. Das heißt auch, dass die Geflüchteten in Österreich bzw. in der EU sofort in den Arbeitsmarkt integriert werden können bzw. Zugang zu diesem haben.
Das Bereitstellen von Hilfslieferungen ins Kriegsgebiet. Die Hilfsgüter-Anforderungen werden im Innenministerium koordiniert und organisiert. Bisher wurden medizinische Hilfsgüter und Hygieneartikel in die Kriegsgebiete geliefert.
45.000 Menschen seien bisher aus der Ukraine nach Österreich geflüchtet. Das Gros gab an, so Karner, weiterreisen zu wollen.
Caritas-Präsident Michael Landau spricht von einer "dramatischen Situation". Die Welt sei seit Kriegsbeginn eine andere geworden. Die Caritas habe bereits 300.000 Euro an Soforthilfen in die Ukraine, nach Polen und Moldawien überwiesen.
Landau plädiert dafür, die EU-Richtlinie rasch in Österreich umzusetzen. "Menschen, die vor Bomben flüchten, brauchen jetzt rasch unsere Hilfe." Mit immer massiveren Angriffen wird der Hilfsbedarf zunehmen. "Es wird humanitäre Aufnahmeprogramme brauchen", ist sich der Caritas-Präsident sicher. "Wir werden einen langen Atem brauchen", was die Hilfe betrifft, so Landau. "Der Krieg darf nicht das letzte Wort haben."
Maria-Katharina Moser, Direktorin der Diakonie, spricht das notwendige "Gefühl der Sicherheit" an. Die Diakonie arbeite über ein kirchliches Netzwerk im Kriegsgebiet.
In Wien gibt es ein Ankunftszentrum und Erstversorgungszentrum von Menschen aus der Ukraine. Die Diakonie leiste auch Wohnberatung. "Unsere Aufgabe ist es, jene, die ein Wohnangebot haben mit jenen zu matchen, die eine Unterkunft brauchen." Es wird, davon geht Moser aus, "lange dauern". Die Hilfsleistungen müssten deshalb auch mittel- und langfristig gedacht wie geplant werden. Es gehe darum, dass die Menschen nicht lange auf Feldbetten untergebracht werden müssen.
"Österreich erweist sich nicht nur als reich, sondern als Öster-solidar", sagt Erich Fenninger. Der Geschäftsführer der Volkshilfe meint damit die unglaubliche Hilfsbereitschaft "vom Boden- zum Neusiedlersee", aber auch die rasche Entscheidung innerhalb der EU, was die befristete Richtlinie für die Flüchtlinge betrifft.
In 15-Kilo-Säcken werden die Lebensmittel in jene Regionen gebracht, wo es nichts mehr gibt, erklärt Fenninger. "Wir müssen das schaffen, wir werden das schaffen", so Fenninger. Michael Opriesnig vom Roten Kreuz schließt an: "Es ist schwer, allein die Bilder vor Ort auszuhalten." Das Rote Kreuz sei mit 4.000 Mitarbeitern im Kriegsgebiet. "12 Millionen Menschen sind bereits auf humanitäre Hilfe angewiesen".
Auch Helfer müssen Schutz im Bunker suchen
Besonders schwer, so Opriesnig weiter, haben es jene, die nicht flüchten können, weil sie krank oder behindert sind. "Es ist wichtig zu betonen, dass auch unsere Helferinnen und Helfer in den Bunkern Schutz suchen müssen."
Hilfsgüter im Wert von über 2 Millionen Euro werden alsbald in das Kriegsgebiet transportiert werden, so der RK-Generalsekretär. "Es wartet eine Herkulesaufgabe auf uns alle", schließt Opriesnig.
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