Schul- oder Lehrabbruch: 300.000 Junge scheitern an Berufswahl

Jugend ohne Perspektive? Vor allem Krisenländer weisen eine hohe Jugendarbeitslosigkeit auf. EU-Gelder werden je nach Bedürftigkeit auf die Staaten aufgeteilt.
Knapp 300.000 unter-35-Jährige haben keine Ausbildung fertig gemacht. AK will bessere Berufsorientierung an Schulen.

Zu  viele junge Menschen scheitern im Bildungssystem, bleiben  ohne Ausbildung und sehr oft auch ohne Job zurück.

Das zeigt eine aktuelle Studie der Bundesarbeitskammer. Um den seit Jahren anhaltenden Trend zu stoppen, drängt AK-Präsidentin Renate Anderl auf eine massive Ausweitung der Berufsorientierung – für die 13- bis 14-Jährigen, aber auch für die 17- bis 18-Jährigen. Auch die AK  wird ihre Programme für eine bessere Berufsorientierung  ausbauen.

Was wird aus einem Kind?

Es ist vielleicht  der Horror für alle Eltern: Fast 300.000 junge Menschen  haben ihren ersten echten Bildungsweg  mit 15 oder gleich danach abgebrochen.  Die AK-Studie  analysiert,  wie es diesen Jugendlichen zwei Jahre später geht:

  • Der Großteil (52 Prozent) ist erwerbstätig – jedoch in „unqualifizierter Arbeit“, sagt Anderl. Diese seien meist die ersten, die gekündigt werden, wenn  der Arbeitgeber in eine Krise kommt.
  • Einen neuen Anlauf für eine  Lehre nehmen gerade einmal 3,3 Prozent.
  • Eine weiterführende Schule besuchen mit  0,9 Prozent noch  weniger.
  • Der Rest ist entweder „nicht erwerbstätig“ (rund ein Drittel) oder arbeitslos gemeldet (9,6 Prozent).
Bildungsabbrecher in Österreich

Besonders betroffen seien laut AK-Studie junge Mütter, Zugewanderte und Lehrabbrecher.

Konkret:

  • Junge Mütter, die meist keine Ausbildung oder keinen Job beginnen können, weil sie als  nicht Berufstätige keinen Anspruch auf Kinderbetreuung haben.
  • Migranten, die erst nach der Schulpflicht zugewandert sind und weder Bildungssystem noch Sprache verstehen.
  • Zwei von fünf Lehrabbrechern verlieren ihre Stelle bereits in der dreimonatigen Probezeit – und finden dann keinen neuen Lehrplatz. Der Grund: Sie wissen nicht, was sie werden wollen.

„Fatal“ sei, sagt AK-Chefin Anderl, dass so viele  einen falschen Bildungsweg einschlagen, weil  sie nicht wüssten, was „ihr richtiger Bildungsweg, ihr Berufsziel“ sei. 

Anderl will  mit dem „AK Bildungsnavi“ (samt eigener Handy-App ab Frühjahr)  diese Lücke schließen. Sie fordert auch die Regierung zum Handeln auf: Berufsorientierung solle als Unterrichtsfach in den NMS ausgebaut und auch in den AHS jeweils am Ende der Schullaufbahn verstärkt  werden.

Die gute Nachricht: In Europa  hat Österreich immer noch vergleichsweise wenige Schulabbrecher (siehe Grafik).
 

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