Anschober: "Februar und März schwierigste Phase der Pandemie"

Was bedeutet die Verbreitung der britischen Mutante für Österreich? Gesundheitsminister und Forscher geben Auskunft.

Popper: B 1.1.7. setzt sich bis spätestens März durch, 1,25 Millionen sind derzeit immun

Wie stark die britische Variante des Coronaviruus B.1.1.7 in Österreich bereits verbreitet ist, und welche Folgen das für die Prognose der täglichen Infektionszahlen hat, dazu konnten die Forscher bisher nur Schätzungen abgeben. Was bekannt war: Die Infektiosität dieser Virusmutante ist um 50 bis 60 Prozent höher als jene der bisherigen Variante.

Seit Montag ist klar: Die Mutante ist bereits stärker verbreitet, als erwartet. Auch wenn sie noch nicht flächendeckend vorhanden ist, haben sich Cluster - etwa in Salzburg - gebildet.  Aus diesem Grund würden die Monate Februar und März die schwierigste Phase der Pandemie werden, erklärte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) - auch, wenn die Infektionszahlen derzeit schrittweise nach unten gehen. 

„Es kann de facto eine Pandemie in der Pandemie geben“, sagte er zur Virusmutation. "Aber die gute Nachricht ist, auch B.1.1.7 reagiert auf die Maßnahmen, die wir setzen.“

Statement von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Die Grünen)

Es sei nun sehr wichtig, ein umfassendes Kontrollsystem zu etablieren. Man setze daher auf mehr PCR-Tests in allen Bundesländern. Auch in den Kläranlagen werden die Testungen ausgebaut, da sich im Abwasser das Infektionsgeschehen abbildet. Letztlich sollen auch die Sequenzierungen der Virus DNA ausgebaut werden.

Wie diese technisch genau funktionieren, erklärte Genomforscher Christoph Bock ausführlich. So könne man auch sicherstellen,  neue Entwicklungen (wie etwa Resistenzen) rechtzeitig zu entdecken. Wichtig sei, die richtigen Proben zu bekommen. Alle positiven Proben zu sequenzieren, bringe nichts. 

"Wie wird getestet" - Erklärung von Christoph Bock

FFP2-Masken: Gratisverteilung in Sozialstellen

Auch die Frage, ob es aufgrund der Virusmutante zusätzliche Maßnahmen braucht, soll geklärt werden, sagte Anschober.

Zu Mittag tritt der Hauptausschuss des Nationalrates zusammen und wird über die neue Verordnung abstimmen, mit der der Mindestabstand auf zwei Meter vergrößert wird (Anschober: „Der Babyelefant ist erwachsen geworden“) und die FFP2-Masken im öffentlichen Verkehr Pflicht werden.

Die Gratisverteilung von FFP2-Masken soll ab nächster Woche für Bedürftige in "Sozialstellen" stattfinden. Von dort sollen "große Mengen an Gratismasken verteilt" werden.

Impfungen: Tempo erhöhen

Auch die Impfungen sollen konsequent ausgerollt werden. Beim Tempo sei man allerdings zu 100 Prozent von der Lieferung und der Zulassung von Impfstoffen abhängig.

Eine Trendwende gebe es bei den Nachfragen der Bevölkerung zum Thema Impfen. Früher war die Frage vermehrt jene nach den Nebenwirkungen der Impfung, jetzt sei es jene nach dem Impftermin, erklärte der Gesundheitsminister erfreut. 

Niki Popper: "1.25 Millionen sind immun, Testen wirkt!"

Mutation gewinnt bald "Oberhand"

Simulationsforscher Niki Popper präsentierte eine aktuelle Prognose, die zeigt: Die Fahllzahlen sollten in den kommenden Tagen sinken, auf unter 1.000 Neuinfektionen. "Das heißt, dass aktuell die Maßnahmen wirken", so Popper - wenn auch nicht so gut, wie erwartet. Obacht: Die Dynamik von B.1.1.7 ist hier noch nicht einkalkuliert.

"Was bedeutet das für uns? Hohe Unsicherheit, wie es weitergeht", so Popper. Aktuell wisse man nur, dass die Variante "infektiöser ist". Den Rest müsse man jetzt täglich evaluieren. "Wir gehen davon aus, dass sie in Österreich im Februar, spätestens im März, die Oberhand gewinnen wird."

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