Lehrlingskickerl: Hundstorfer verlor gegen die Blauen

Eine Gruppe von Leuten spielt Tischfußball.
Der SPÖ-Hofburg-Kandidat erfuhr beim Sanitärtechnik-Riesen Geberit, wie schlecht es um die Bildung angehender Facharbeiter steht.

"A Tabs miassns reintun." An der Espressomaschine macht Rudolf Hundstorfer niemand etwas vor. Ganz Gentleman, verhilft er der Medienvertreterin zum Koffeinkick. Der SPÖ-Präsidentschaftskandidat steht Mittwochfrüh im Schulungsraum des Sanitärtechnik-Riesen Geberit. Er ist auf Betriebsbesuch in Pottenbrunn, einem Ortsteil der nö. Landeshauptstadt.

"Herzlich willkommen ‚Herr Hundstorfer‘, sag ich bewusst." Geberit-Geschäftsführer Helmut Schwarzl umschifft Hundstorfers aktuellen Job-Status elegant. Für die mitgereisten regionalen SPÖ-Mandatare ist ihr Kandidat fallweise noch der "Herr Minister". Dass der Schweizer Sanitär-Gigant "den WC-Spülkasten erfunden" hat, entlockt Hundstorfer anerkennendes Nicken. Was er dann zu hören bekommt, löst nur mehr Kopfschütteln aus. "Wir haben die Anforderungen beim Eignungstest zurückschrauben müssen, weil ihn kaum mehr jemand geschafft hat", erzählt Heinz Amberger, Leiter der Lehrlingsausbildung. "In Mathematik hapert es gewaltig. Wir hatten HTL-Abbrecher da, die die Grundrechnungsarten nicht beherrscht haben." Zuletzt sei es bei 110 Bewerbern nicht gelungen, genug Lehrlinge für neun ausgeschriebene Lehrstellen zu finden. "Wenn es bildungsmäßig so weitergeht, wissen wir nicht mehr, wo wir rekrutieren können", so Amberger.

Dann übernehmen Geberit-Lehrlinge die Betriebsführung. Kerstin Kuntner erzählt vom Sozialprojekt ihres Arbeitgebers, das sie nach Südafrika geführt hat. "Wir haben in einer Schule beim Aufbau moderner Sanitärräume geholfen."

Konkrete Fragen an Hundstorfer haben die Lehrlinge an diesem Mittwoch keine. Das stört ihn nicht, sein eigentlicher Wahlkampf starte "erst im März". Auf die Frage, ob er ein wählbarer Kandidat sei, meint Lehrling Elias Holzer: "Ja, für mich eigentlich schon. Aber abwarten, was noch passiert. Ich find’ die Wahl spannend."

In der Lehrlingswerkstatt fühlt sich Hundstorfer wohl. Er klappert die Arbeitsplätze ab, schüttelt Hände, lacht, wünscht alles Gute. Was er sieht, beeindruckt ihn: "Ein Bundespräsident muss sich bemühen, im Ausland stets für unsere heimischen Betriebe zu werben."

"Schlechtes Omen"

Dann entdeckt Hundstorfer den Tischfußballtisch und legt routiniert Hand an – patriotisch wählt er die Mannschaft im schwarz-weißen Dress. Zack. Zack. Gleich zwei Tore schießen ihm die kleinen blauen Gegner in kürzester Zeit. Hundstorfer lässt es bleiben und feixt: "Ein schlechtes Omen".

Zwei Männer arbeiten in einer Fabrikhalle an einer Produktionslinie.
Betriebsbesuch Geberit, Pottenbrunn, NÖ, Rudolf Hundstorfer

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