Kinderbetreuung immer öfter beansprucht

Eine Gruppe von Kindern steht an einem Geländer und schaut auf das Wasser.
In Wien wird fast schon jedes dritte, in der Steiermark nur jedes zehnte Kind unter drei Jahren betreut.

Bereits rund 50.000 der Kinder von null bis zwei werden in Kinderbetreuungseinrichtungen betreut - ein Zuwachs von über 21.400 Kindern (plus 76,5 Prozent) innerhalb der vergangenen fünf Jahre, geht aus der "Kindertagesheimstatistik" 2012/2013 der Statistik Austria hervor. (Die Ergebnisse im Detail)

Die Betreuungsquote für Kinder dieser Altersgruppe liegt mittlerweile bei 20,8 Prozent (2007: 11,8 Prozent). Bei den Drei- bis Fünfjährigen ist der Zuwachs in den vergangenen fünf Jahren mit rund 4,7 Prozent geringer, allerdings liegt hier die Betreuungsquote bei über 90 Prozent.

Bei den Betreuungszahlen der Kleinsten können im Fünfjahresvergleich alle Bundesländer mit relativ großen Zuwächsen aufwarten: Sie reichen von 36,7 Prozent in Kärnten (plus 710 Kinder) bis zu 136,7 Prozent in Niederösterreich (plus 5.230 Kinder). Der große Anstieg in Niederösterreich ist allerdings nicht nur auf die Schaffung von Betreuungsplätzen für Kleinkinder, sondern auch auf die 2008 durchgeführte Öffnung der Kindergärten für zweieinhalbjährige Kinder zurückzuführen, erläuterte die Statistik Austria am Donnerstag in einer Aussendung.

Wien als Spitzenreiter

Eine Grafik zeigt den Anteil der 0-2-Jährigen in Betreuungseinrichtungen in Österreich von 2007 bis 2012.
Das einzige Bundesland, in dem im laufenden Kindergartenjahr mehr als ein Drittel der unter Dreijährigen in einer Einrichtung betreut wird, ist mit 34,8 Prozent Wien. Im Burgenland liegt der Anteil mit 30,1 Prozent ebenfalls noch deutlich über dem Österreich-Durchschnitt von 20,8 Prozent.

In der Steiermark und in Oberösterreich hat sich die Anzahl Kleinsten in Kinderbetreuungs- einrichtungen in den vergangenen fünf Jahren zwar beinahe verdoppelt, dennoch verzeichnen diese beiden Bundesländer noch immer die niedrigsten Betreuungsquoten in dieser Altersgruppe (11,2 Prozent bzw. 11,9 Prozent).

Um einiges höher ist erwartungsgemäß nach wie vor die Betreuungsquote der Kinder im typischen Kindergartenalter von drei bis fünf Jahren - sie liegt aktuell bei 91,1 Prozent (inklusive vorzeitig eingeschulte Fünfjährige), 2007 waren es noch 86 Prozent. Im Bundesländervergleich haben in dieser Altersgruppe das Burgenland und Niederösterreich mit 100 Prozent bzw. 96,5 Prozent die Nase vorn. Über dem Österreich-Schnitt liegen auch noch Vorarlberg, Oberösterreich und Tirol.

Weiter Handlungsbedarf

Familienminister Reinhold Mitterlehner unterstreicht zwar angesichts der aktuellen "Kindertagesheimstatistik" die Investitionen des Bundes und freut sich über Fortschritte, räumte am Donnerstag aber auch weiteren Handlungsbedarf bei der Betreuung der Kleinsten ein.

Mitterlehner hob in einer Aussendung die Bedeutung von Kinderbetreuungsangeboten für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, aber auch für die Bildungschancen der Kinder hervor. Bei den Drei- bis Sechsjährigen habe man das sogenannte Barcelona-Ziel der EU mit einer Betreuungsquote von aktuell 92,8 Prozent (inklusive Tageselternbetreuung) bereits übertroffen.

Weiterhin Aufholbedarf bestehe aber bei den Unter-Dreijährigen, deren Betreuungsquote auf 22,9 Prozent (inklusive Tageselternbetreuung) gestiegen sei, meinte Mitterlehner. "Wir haben das Angebot schrittweise verbessert, wollen das Ausbautempo allerdings mit zusätzlichen Mitteln weiter beschleunigen, um das Barcelona-Ziel von 33 Prozent auch bei den Kleinkindern möglichst bald zu erreichen", verwies Mitterlehner auf die jüngsten Ministerratsbeschlüsse. Das Barcelona-Ziel hätte Österreich freilich schon 2010 erreichen sollen.

Heinisch-Hosek: "Aufs Gas steigen"

"Wirklich erfreulich" findet Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek die Statistik, weil sie eine deutliche Zunahme an Betreuungsplätzen für Unter-Dreijährige ausweist. Es gelte aber, "weiterhin aufs Gas zu steigen" und da seien die 100 Mio. Euro für die nächsten vier Jahre im Konjunkturpaket "goldrichtig". Ebenso wie Reinhold Mitterlehner betonte auch Heinisch-Hosek den großen Aufholbedarf bei den Unter-Dreijährigen. Das Barcelona-Ziel liege bei einer Betreuungsquote von 33 Prozent, Österreich schaffe gerade einmal 21 Prozent. Verbesserungsbedarf sieht Heinisch-Hosek auch bei den Schließtagen, wo der Österreich-Durchschnitt bei 28 (17 davon im Sommer) liegt. Sie wünscht sich die - nur in Wien bisher erreichten - vier Schließtage pro Jahr als Standard.

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