Kanzler warnt vor "ewig Rückwärtsgewandten"

Christian Kern
Die "Verteidiger Europas" tagen in Linzer Redoutensälen – Kern begrüßt die Gegendemo.

Ein Treffen von Verschwörungstheoretikern und Vertretern rechter Gesinnungen, das in Innsbruck verboten und in Köln abgesagt wurde, findet in Linz statt. Am Samstag tagt in den Redoutensälen der rechte Kongress "Verteidiger Europas", der sich "gegen die ethnokulturelle Verdrängung der europäischen Völker" ausspricht und als "Leistungsschau der patriotischen, identitären und konservativen Arbeit im publizistischen, kulturschaffenden sowie politischen Bereich" versteht.

Trotz scharfer Proteste des Mauthausen-Komitees, internationaler Vereinigungen von KZ-Überlebenden und 70 prominenter Gegner wie Elfriede Jelinek, Franz Vranitzky oder Erhard Busek. Kritik wie Protest richtet sich insbesondere an den Vermieter der Säle: das Land Oberösterreich – ad personam Landeshauptmann Josef Pühringer. Dieser sieht aber keinen Grund, den Mietvertrag aufzukündigen und beruft sich beharrlich auf einen vierseitigen Bericht des Verfassungsschutzes.

Das "Bündnis Linz gegen Rechts" ruft deshalb am Samstag gemäß des Credos "Linz stellt sich quer" zur friedlichen Demonstration auf. Dem schließen sich das Mauthausen-Komitee, das Antifa-Netzwerk und die Bruckner- und Kunst-Uni an. Das Landestheater, unter dessen Dach die Redoutensäle sind, wird seinem Protest künstlerischen Ausdruck verleihen.Auch Kanzler Christian Kern hat sich zu Wort gemeldet. Er bedankt sich bei den Organisatoren der Demo. Die "Verteidiger Europas" seien laut Kern die "ewig Rückwärtsgewandten", die vor allem Europa und die österreichische Gesellschaft spalten wollen. "Sie alle, die an den Demonstrationen teilnehmen, machen deutlich, dass für Rassismus und Antisemitismus kein Platz ist." Auch kein Platz beim Kongress und seinen kolportierten 350 zahlenden Teilnehmern ist für "Mainstream-Medien". Die "Lügenpresse muss draußen bleiben" freut sich die Zeitschrift Info-Direkt, die die Veranstaltung via Facebook überträgt.

Der Kongress wirbt – mit "hochkarätigen Referenten aus In- und Ausland". Darunter FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl. Mit Autoren, die sich mit teils extremen oder verschwörerischen Ansichten in Linz am rechten Fleck wähnen. Wie zum Beispiel Misa Durkovic, wissenschaftlicher Mitarbeiter des "Instituts für Europäische Studien". Er vertritt beispielsweise die These, die USA würden diejenigen Länder, in denen Homosexualität nicht respektiert werde, mit militärischen Angriffen bedrohen. Oder die Wiener Rechtsanwältin Eva-Maria Barki , die im Jahr 2010 einen Aufmarsch der ungarischen rechtsextremen Partei Jobbik angemeldet hatte. Oder Philip Stein, Gastreferent aus Deutschland, Mitglied der berüchtigten Burschenschaft Germania Marburg. Mieterin der Redoutensäle ist die Akademische Burschenschaft "Arminia Czernowitz zu Linz", die einst den in rechtsextremen Kreisen gern gesehenen Publizisten Richard Melisch zu Gast hatte. Aussteller am Kongress sind weiters Norbert Hofers Lieblingsmaler Odin Wiesinger, die Sängerschaft "Nibelungen" und ein Südtiroler Winzer. "Thor" steht auf dem Flaschenetikett.

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