Innsbruck: Kampf um den urbanen Wähler

Herwig van Staa (VP) putzt dieser Tage Türklinken. „Ich mache so wie früher viele Hausbesuche“, erzählt er. Acht Jahre lang war der inzwischen 70-Jährige Bürgermeister Innsbrucks, bevor er im Jahr 2002 auf dem Landeshauptmann-Sessel Platz nahm. Nach seiner Niederlage bei den Wahlen 2008 wechselte van Staa ins Amt des Landtagspräsidenten. Den würde er gerne auch in Zukunft mimen und muss dazu am 28. April ein Grundmandat in der Landeshauptstadt erobern.
Im Ballungsraum Innsbruck werden die Landtagswahlen entschieden, sagt man. Immerhin leben hier 215.000 der 532.000 Wahlberechtigten. 88.000 davon sind in der Landeshauptstadt zu Hause, wo das Angebot an Spitzenkandidaten der Parteien für die Landtagswahl bunt wie selten zuvor ist.
Lieblings-Gegner
Für die Grünen tritt etwa der Landtagsabgeordnete Gebi Mair an. Der 29-Jährige ist für seine spitze Zunge bekannt. Im Landtag haben er und van Staa sich immer wieder zum Teil äußerst amüsante Duelle um Geschäftsordnungsfragen geliefert. „Jetzt liefere ich mir mit ihm ein Match um Platz eins“, ist Mair überzeugt, der ebenfalls ein Grundmandat als Rückfahrkarte in den Landtag benötigt. Auf Stimmenfang geht der Innsbrucker u.a. mit seiner Aktion „Geh mit Gebi“. Wähler können ihn dabei in die Natur begleiten.
Mit einem roten „Ape“ ist Landesrat Thomas Pupp (SPÖ) auf Tour. Das motorisierte Dreirad ist ein mobiler Würstelstand und macht an wechselnden Standorten in Innsbruck Halt. Während Mair und van Staa sich mehr als berechtigte Hoffnungen auf ein Grundmandat machen können, wäre Pupp schon mit einem „guten Ergebnis“ zufrieden, wie er sagt. Bei den Gemeinderatswahlen im Vorjahr stürzte die SPÖ in Innsbruck von 20,5 auf 14,5 Prozent ab. Pupp ist als Angebot an den urbanen Wähler gedacht. Der Werber und fanatische Freizeitsportler (51) ist im Herbst 2012 quer in die Politik eingestiegen und seither Wohnbau-Landesrat.
Law & Order
Rudi Federspiel ist nicht nur im Vergleich zu Pupp ein echtes Polit-Urgestein. „Das sind meine siebten Wahlen“ sagt er stolz. Dieses mal steigt der 63-Jährige für die FPÖ in den Ring. Die hatte ihn im Jahr 2000 ausgeschlossen und nun wieder zurück ins Boot geholt. Zwischenzeitlich saß Federspiel für die ÖVP im Landtag. Den Großteil seines Politikerlebens verbrachte er allerdings im Innsbrucker Gemeinderat.
Mit dem Touristiker versucht die FPÖ das Thema Sicherheit abzudecken. Es ist das Steckenpferd Federspiels. Von Spitzenkandidat Gerald Hauser wird die Nummer zwei auf der Landesliste gerne als „Law&Order-Rudi“ präsentiert. Sicherheit gibt es bei dieser Landtagswahl allerdings keine. Zumindest in Bezug auf den Wahlausgang. Prognosen sind angesichts von elf antretenden Listen schwierig wie nie.
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