Johann Gudenus: Ein Hardliner namens Joschi
Gerade einmal 15 Jahre war Johann Gudenus alt, als er erstmals auf Heinz-Christian Strache traf. Rasch entstand ein familiäres Verhältnis zwischen den beiden. In der Burschenschaft Vandalia wurde „Joschi“, wie er bis heute genannt wird, Straches „Leibfuchs“, sein untergebener Verbindungsbruder.
Ein Muster, aus dem Gudenus nie ausbrechen konnte – oder wollte. Gudenus stieg mit Strache auf, wurde sein Statthalter in Wien und im Nationalrat. In Kürze wäre der nächste Karriereschritt angestanden: Spitzenkandidat bei der Wien-Wahl. Das Ibiza-Video kam dazwischen.
An vorderster Front zu stehen, wäre nicht seine Paraderolle gewesen. Gudenus ist gebildet, ein politisch scharfer Geist und klarer Formulierer. Aber eines ist er nicht: bürgernah oder gar sympathisch.
Kreml-Fan, Krim-Experte
Gudenus gefiel sich immer in der Rolle des Hardliners. Selbst innerhalb der Partei gilt er – wie sein Vater, der Holocaustleugner John Gudenus – als rechts. Innenpolitisch fiel er mit harten Ansagen auf. Nicht zuletzt deshalb lehnte ihn der Bundespräsident 2018 als Minister ab.
Außenpolitisch (sein Steckenpferd) positionierte er sich Kreml-freundlich und reiste gar als selbsternannter Wahlbeobachter zum Referendum auf die von Russland besetzte ukrainische Krim. Bei einem Rechtsextremen-Kongress trat er ebenso in Erscheinung wie bei Treffen mit autoritären Führern.
Plump wirkte er trotzdem nie. Der 42-Jährige verkörpert den Typus des smarten Rechten. Der Anzug sitzt, der Oberkörper ist durchtrainiert, der Blick stechend. Die Ausbildung des Familienvaters ist vorbildlich. Privatschule. Jusstudium. Diplomatische Akademie. Dank mehrerer Studienaufenthalte spricht er fließend Russisch.
Davon konnten sich auch die Lockvögel auf Ibiza vergewissern.
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