Hypo: Neues Verfahren gegen Kulterer und Berlin

Hypo: Neues Verfahren gegen Kulterer und Berlin
Die Justiz in München erhöht den Druck im Fall Hypo Alpe Adria. Gegen vier Manager wurde ein neues Betrugs-Verfahren eröffnet.

In Bayern gibt es neue Hoffnung auf Schadenersatz wegen des folgenschweren Kaufs der Kärntner Hypo Alpe Adria Bank durch die BayernLB. Wie die Süddeutsche Zeitung und News online am Samstag berichteten, hat die Staatsanwaltschaft München ein neues Verfahren gegen die ehemaligen Hypo-Chefs Tilo Berlin, Wolfgang Kulterer und Siegfried Grigg sowie einen weiteren Ex-Vorstand des Geldinstituts wegen Betruges eröffnet. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung, bisher hatten sie stets betont, rechtens gehandelt zu haben.

Schlagend wird der Paragraf 263 im deutschen Strafgesetzbuch, in dem es heißt, wer einen Vermögensverlust besonders großen Ausmaßes herbeiführt, muss bis zu zehn Jahren ins Gefängnis. Mit 21. Mai 2012 droht zudem die Verfolgungsverjährung in Deutschland. Aktuelle Stellungnahmen der Betroffenen bzw. der Staatsanwaltschaft Klagenfurt lagen Samstagvormittag noch nicht vor. Die deutsche Anklagebehörde schließt nicht aus, dass das Verfahren gegebenenfalls auf weitere Personen ausgeweitet werden könnte.

"Schwerer Betrug"

Das deutsche Gesetz sieht einen "besonders schweren" Fall von Betrug vor, wenn "eine große Zahl von Menschen" in die Gefahr des Verlustes von Vermögenswerten gebracht wird. Laut SZ könnte das insofern zutreffen, da der Schaden der BayernLB zulasten des Steuerzahlers ginge. Umgekehrt würden Schadenersatzzahlungen aus Österreich ebenso auf Kosten der Bürger erfolgen.

Das aktuelle Verfahren ist nicht das Erste, mit dem die bayerische Anklagebehörde versucht, ehemaligen Hypo-Managern juristisch auf den Pelz zu rücken. Allerdings agierten die Münchner bisher eher glücklos: Ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachtes der Untreue gegen den Ex-Vorstandschef Berlin war im August 2011 wegen "mangelnden Tatverdachts" eingestellt worden.

"Tatort München"

Die Oberstaatsanwaltschaft München I hatte bereits im Jänner die Staatsanwaltschaft Klagenfurt ersucht, ihre bisherigen Ermittlungsergebnisse nach Bayern zu schicken. Darin ist auch die Aufnahme des aktuellen Verfahrens erwähnt. Die Bayerische Landesbank bezahlte anno 2007 1,7 Mrd. Euro für die Hypo, um mit ihr später insgesamt 3,7 Mrd. Euro zu verlieren - und will ihr Geld zurück. Mit dem neuen Verfahren schöpft man in Bayern dahingehend neue Hoffnung.

Die Münchner Staatsanwaltschaft verweist den beiden Medien zufolge in ihrem Schreiben an die Kollegen in Klagenfurt auf einen "Tatort in München", wo wiederholt über den Verkauf der Kärntner Bank nach Bayern verhandelt worden war. Ein Anklage nach Paragraf 263 in Deutschland und eine Verurteilung Kulterers in Österreich - er steht ab Ende März wegen Untreue in Klagenfurt vor Gericht - würde laut Blatt den Schadenersatzanspruch stützen, den die BayernLB derzeit beim Handelsgericht Wien gegen die Mitarbeiterprivatstiftung der Hypo geltend macht.

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