Kein Bachelor an WU "Schaden für Wirtschaft"
Die Rektorin der Wirtschaftsuniversität (WU), Edeltraud Hanappi-Egger, warnt vor einem Aus für die Bachelor-Ausbildung an ihrer Uni. "Würde sich die WU aus der Bachelor-Ausbildung zurückziehen, würde die österreichische Wirtschaft großen Schaden nehmen", so Hanappi-Egger in einer der APA übermittelten Stellungnahme.
Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hatte am Montag den Start eines Prozesses zum Abgleich der Studienangebote zwischen Unis bzw. Unis und Fachhochschulen (FH) angekündigt. Ziel ist unter anderem eine Verlagerung von Studenten von Unis in Richtung FH - so sollen vor allem wirtschaftsnahe Studien an FH kommen. Explizit hatte Mitterlehner Betriebswirtschaftslehre (BWL) genannt und dabei vor allem Bachelorstudien.
"Studiengebühren durch die Hintertüre"
"Nach den allgemeinen gesetzlichen Vorgaben, aber auch nach internationalen Standards dienen Bachelorstudien an den Universitäten der wissenschaftlichen Berufsvorbildung", betonte die Rektorin. Die WU habe sich erfolgreich international positioniert und sei auch im Bachelorbereich die führende Ausbildungsstätte in Österreich. "Die Absolventinnen und Absolventen werden von der Wirtschaft stark nachgefragt. Keine andere Institution ist in Österreich in der Lage, in dieser hohen Qualität auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften und des Wirtschaftsrechts auszubilden."
Skeptisch sieht der freiheitliche Wissenschaftssprecher Andreas Karlsböck die Pläne Mitterlehners. Eine stärkere Kooperation zwischen FH und Universitäten "etwa zur Straffung des fragmentierten Studienangebots oder zur Erhöhung der Durchlässigkeit und Mobilität sei sicher ein richtiger Schritt", so Karlsböck in einer Aussendung. Allerdings dürften weniger frequentierte Fächer nicht allein dem Effizienzgedanken geopfert werden. Außerdem befürchtet er bei einer Verlagerung von Studenten an FH "Studiengebühren durch die Hintertüre" - im Gegensatz zu den Unis würden diese nämlich größtenteils Studienbeiträge einheben.
Irritiert von Ausdrücken wie "Luxusfächer"
Aufgrund der "sinnvollen Überlegungen überrascht" von Mitterlehner zeigte sich die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH). Dessen Initiative zum Thema Durchlässigkeit und Mobilität "legt den Finger in jene Wunden, die wir als ÖH-Bundesvertretung schon seit langem andiskutieren", betonte ÖH-Chef Philip Flacke in einer Aussendung. Irritiert sind die Studentenvertreter allerdings von Ausdrücken wie "Luxusfächer" für weniger frequentierte Studienrichtungen.
Unterdessen pocht die Universität Wien pocht auf die Beibehaltung ihrer Grundstudien für Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaft. Diese seien "wissenschaftliche Fächer, in denen an der Universität Wien viel Forschungsaktivität geleistet wird. Im Sinne einer forschungsgeleiteten Lehre müssen diese Studienfächer weiterhin auch im Grundstudium an der Universität angeboten werden", so Rektor Heinz Engl.
Mehr Geld, mehr Wettbewerbsfähigkeit
Gleichzeitig begrüßte Engl in einem der APA übermittelten Statement aber die Initiative des Wissenschaftsministers zum Fächerabgleich. Zur angestrebten Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit brauche man auch "deutlich mehr Mittel. Mehr Freiräume für Forschung und Lehre sind nur mit einer Erhöhung der Grundfinanzierung der Universitäten im Leistungsvereinbarungszeitraum 2019-2021 zu erreichen." Die Forderung nach zwei Prozent des BIP für den tertiären Sektor bleibe daher aufrecht.
Eine engere Abstimmung und mehr Kooperation mit Fachhochschulen in bestimmten Studienfächern ist für Engl "überlegenswert": Gerade in Fächern mit vielen Studienanfängern seien die beiden Systeme derzeit noch nicht kompatibel: "An FHs gibt es Studienplatzfinanzierung mit geringer Zahl von Studienplätzen - an Universitäten herrscht weitgehend unbeschränkter Zugang zu den Studien und keine mit der Anzahl der Studienplätze korrelierende Finanzierung."
Zur von Mitterlehner ebenfalls angesprochenen besseren Abstimmung in den Life Sciences im Wiener Raum verwies Engl auf einen bereits laufenden Strategie-Prozess der Uni Wien mit Medizin-Uni und Akademie der Wissenschaften.
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