Mitterlehner: Weitere Aufnahmeverfahren möglich
Die letzten Klausuren sind vorüber, Studierende warten noch auf die restlichen Benotungen und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) denkt bereits über weitere Zugangsbeschränkungen an Österreichs Hochschulen nach. Im Ö1 Mittagsjournal am Mittwoch bekräftigt Mitterlehner sein Vorhaben das derzeitige Aufnahmeverfahren - derzeit gibt es Limits in fünf Fächern - auszubauen.
Derzeitige Beschränkungen zu wenig
Die derzeitigen Beschränkungen reichen laut Wissenschaftsminister nicht aus. Die Ressourcen der Universitäten seien nach wie vor zu knapp und deshalb findet nun eine Evaluation zu den derzeitigen Aufnahmenverfahren statt.
Auf Basis der Ergebnisse, die Anfang 2015 vorliegen sollen, will Mitterlehner die jetztige Situation verhandeln. Sprachen und Rechtswissenschaften seien die nächsten zwei Massenfächer, wo auch eine bestimmte Verdrängung hin stattgefunden habe, so der Wissenschaftsminister.
Wirtschaft und Bildung
Bereits Anfang des Jahres wurden die Rechtswissenschaften und Sprachen für mögliche Aufnahmeverfahren ins Spiel gebracht. Mitterlehner sei grundsätzlich für einen freien Zugang zum Studium, jedoch nicht für einen beliebigen.
Für den Minister scheinen Angebot und Nachfrage die Zauberworte zu sein: So könne er sich vorstellen, in all jenen Fächern Beschränkungen einzuführen, in denen das Angebot an Absolventen mit der Nachfrage am Arbeitsmarkt nicht übereinstimmt. Denn bis dato diene der freie Uni-Zugang auch dazu, Menschen ohne Beschäftigung aus der offiziellen Arbeitslosenstatistik rauszuhalten.
Uni-Qualität leidet
Zusätzlich, so Mitterlehner, leide auch die Qualität der Hochschulausbilung. Die große Anzahl von Studierenden lässt sich mit der mit einem adäquaten Betreuungsverhältnis nicht vereinbaren: "Die Betreuungsrelationen sind auch der Grund, nämlich die schlechten, warum wir in Rankings nicht dort liegen, wo wir liegen könnten, das ist eine Frage auch der Qualität und vor allem der Kosten. Wenn ich auf der einen Seite aber keine Studiengebühren habe - das steht aus meiner Sicht leider nicht im Koalitionsabkommen - dann bleibt uns nur die qualitative Seite über Zugangsregelungen. Das sehe ich auch im Sinn und Interesse der betroffenen StudentInnen."
Weitere Zugangsbeschränkungen könnten auch zur Voraussetzung für jenes Finanzierungsmodell werden, das sich die Universitäten seit langem wünschen: die Studienplatzfinanzierung. Aus Sicht von Minister Mitterlehner könnte dieses Modell frühesten 2019 kommen. Jedoch erst wenn die Zahl der Studierenden verringert wird.
Die Wissenschaftssprecherin der Grünen, Sigrid Maurer, kann das erste Halbjahr ohne eigenständiges Wissenschaftsministerium nicht ganz nachvollziehen. In einer Presseaussendung bezeichnet sie die bisherige Tätigkeit des Ministers als "PR-Arbeit". Statt konkreter Wissenschaftspolitik, jongliere MItterlehner mit Zahlen, "wie es ihm grad passt."
Auf die Ankündigung Zugangsbeschränkungen für mehr Fächer einzuführen, reagiert Maurer kritisch: "Mitterlehner will Fächer beschränken, die selbst gar keine Beschränkung wollen." Für Maurer müsse man genug Zeit haben, das richtige Studium zu wählen, anstatt junge Menschen davon abzuhalten.
Positiv äußert sich die Wissenschaftssprecherin auf die Bekämpfung der prekären Dienstverhältnisse an Universitäten: "Es ist gut, dass Minister Mitterlehner dieses eklatante Problem erkannt hat. Ich hoffe, ihm ist auch bewusst, dass die finanziellen Rahmenbedingungen dafür dementsprechend angepasst werden müssen." In der Aussendung appelliert die Politikerin der Grünen an den Wissenschaftsminister, er solle mit gutem Beispiel voran gehen und die prekären Dienstverhälnisse in seinem eigenen Kabinett bekämpfen - dort seien überwiegend LeiharbeiterInnen beschäftigt, so Maurer.
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