HC Strache auf Haiders Spuren in Kärnten

Die John-Otti-Band, Schals, Fähnchen, Bodyguards – all das erinnert ein wenig an Jörg Haider. Doch nur ein wenig, denn zur Schlusskundgebung der Freiheitlichen am Samstag in Klagenfurt sind gerade einmal 200 Sympathisanten gekommen. Ein Zehntel von jenen, die Haider noch vor fünf Jahren mobilisiert hatte.
„Die Zeiten sind eben anders“, sagt Manfred Stromberger, der für FPÖ, BZÖ und FPK rund 20 Wahlkämpfe organisiert hat, zum KURIER. Außerdem sei es „ungeschickt“, schon zwei Wochen vor der Wahl die Schlusskundgebung zu veranstalten. Auch in Kärnten, einem freiheitlichen Kernland. Trotzdem ein Heimspiel für Heinz-Christian Strache? „Ich hoffe es sehr“, sagt Stromberger. 20 Prozent plus ist das blaue Wahlziel in Kärnten. „Das können wir schaffen. Ich spüre bei vielen nach der Enttäuschung vom 3. März so etwas wie ein Feuer.“
Der FPÖ-Obmann versteht es, auf die Leute zu- und einzugehen – so wie eben Haider. „Er hat eine große Ausstrahlung“, sagt eine Frau auf der Klagenfurter Messe, die ihm gerade ein Soft-Eis verkauft hat. Doch es gibt auch andere, die in Strache ein „Feindbild“ sehen. „Mit dem will ich nichts zu tun haben“, meint ein Mann. Seine Ehefrau wendet sich ab, als sich der Tross ihr nähert. „Das ist nicht meine Partei.“
Immerhin ist HC der einzige Spitzenkandidat, der sich unter die Besucher der Klagenfurter Messe mischt. „Aber Wahlwerbung, vor allem das Verteilen von Flyern, ist verboten. Da werden wir aufpassen“, erklärt ein Messe-Verantwortlicher. Doch die Freiheitlichen halten sich ohnehin zurück.
Alte Strickmuster
Offensiver sind sie am Pfarrplatz in Klagenfurt: Jeder wird mit HC-Schal mit dem Aufdruck „Aus Liebe zur Heimat“ und Fähnchen ausgestattet.
„Ein Zeichen, dass wir ihn lieben“, sagte die Moderatorin, als sie Strache auf das Podium bittet. Getreu dem neuen Motto „Liebe deinen Nächsten. Für uns sind das unsere Österreicher“, zieht dieser dann über Ausländer, Sozialschmarotzer, Raiffeisen, SPÖ und ÖVP her. Was ein Mitglied der SP-Jugend mit „Nazi“ quittiert (worauf ihn sofort die Polizei umringt). „Spindelegger gegen Faymann war kein Wahlduell, sondern ein Wahlduett“, spottet Strache. Spindelegger sei „kein Kanzlerkandidat, sondern g’schamster Diener von Faymann“.
Beifall ist ihm sicher, von den orkanartigen Ovationen für Haider bleibt er aber meilenweit entfernt. „Der Möchtegern-Jörg hat es im Haider-Land doch nicht so leicht wie er glaubt“, sagt ein Zuhörer.
Auffallend: Die Zahl der Ex-FPÖ-Politiker (Dobernig, Strutz u. a.) ist größer als jene der aktiven. Kärntens Parteichef Christian Ragger fehlt ebenso wie Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider. Die „Ex“ aber billigen am 29. September der FPÖ in Kärnten maximal 14 Prozent zu (bei der Landtagswahl waren es 17). Pessimistisch? „Nein, das ist realistisch“ so die gefallenen blauen Helden.
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