Häupl Richtung Leitl: "Nicht deppert reden"
Österreichs größte Gewerkschaft, jene der Privatangestellten, hat Dienstagabend ihr Bundesforum mit bekannten Tönen eröffnet. Die prominenten Redner beschworen soziale Gerechtigkeit und warben für eine Stärkung des Standorts, das teils auch mit deftigen Worten. So empfahl Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) dem Präsidenten der Wirtschaftskammer, Christoph Leitl, er möge "nicht deppert reden".
Video-Botschaft
Nur alle fünf Jahre trifft sich die GPA zu ihrem Gewerkschaftstag, genannt Bundesforum. Entsprechend lassen sich vor allem die roten Staatsspitzen die rare Gelegenheit nicht entgehen, zum Gewerkschaftsvolk zu sprechen. Einzig Bundespräsident Heinz Fischer erschien diesmal nur per Video-Botschaft, lauschte er doch gleichzeitig der Präsentation des Buches seiner Frau Margit.
An Lob für die Gewerkschaft sparte das Staatsoberhaupt dann umso weniger. Es imponierte ihm, dass die GPA auch in diesen schwierigen Zeiten steigende Mitgliedszahlen habe, und als einziger Redner sprach Fischer auch das derzeitige Thema Nummer eins, die Flüchtlingskrise, direkt an. Der Bundespräsident würdigte, dass die GPA Rückgrat und klare Haltung gezeigt habe mit dem Grundgedanken, Menschen in Not so gut als geht zu helfen. Ginge es übrigens nach dem GPA-Leitantrag, der beim Bundesforum beschlossen wird, würden Asylsuchende bei der Arbeitsmarkt-Suche EU-Bürgern gleich gestellt - eine Position, die über jene des ÖGB hinausgeht, der nur eine Öffnung mittels Ersatzkräfteverfahren (also wenn kein anderer Arbeitnehmer verfügbar ist) propagiert.
Der Belebung der Wirtschaft verschrieb sich Wiens Bürgermeister Häupl, und der Stadtchef zeigte dabei unverhohlen Ärger darüber, dass Wirtschaftskammer-Präsident Leitl häufiger die Lage in Österreich in düsteren Farben schildert: "Wenn ich will, dass Investoren kommen, dann kann ich nicht deppert reden über unseren Wirtschaftsstandort."
Katzians letzte Wahl
Nur kurz das Wort ergriff GPA-Chef Wolfgang Katzian, der sich beim Forum seiner dritten und wohl auch letzten Wahl stellt. Der Vorsitzende der sozialdemokratischen Gewerkschafter hob hervor, was in der gerade abgelaufenen Funktionsperiode in der GPA gelungen sei, speziell, dass man mit wenigen Ausnahmen ein kollektivvertragliches Mindestgehalt von 1.500 Euro erreicht habe. Auch die Steuerreform und die zuletzt gelungene Einschränkung bei den All-In-Verträgen zählen zu seinen Highlights.
Das Bundesforum ist für drei Tage angesetzt. Die Wiederwahl Katzians ist für morgen Nachmittag geplant.
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