Grassers Ex-Bürochef kam ins Schleudern

Zwei Rollwagen mit der Aufschrift „Akte BUWOG“ und „€ 960.000.000“ stehen vor einer Holztür.
Grassers ehemaliger Kabinettschef Traumüller wurde im U-Ausschuss einvernommen: "Der BUWOG-Verkauf war eine WM".

Klaus Requat ist kein Hellseher. Aber trotzdem wusste der damalige Geschäftsführer der Investmentbank CA IB schon vor der Auftragsvergabe der Abwicklung der BUWOG-Privatisierung 2002: Sein Unternehmen wird nicht den Zuschlag erhalten. Wenige Tage vor der finalen Vergabesitzung erhielt er einen Anruf: Das Finanzministerium werde dafür sorgen, dass CA IB nicht den Auftrag erhalten werde.

Am Telefon: Karlheinz Muhr, Bekannter Requats aus Kindheitstagen, Subunternehmer der letztlich siegreichen Bank Lehman Brothers – und Freund des damaligen Finanzministers Karlheinz Grasser. Die Aussage von Requat am Dienstag im Korruptions-U-Ausschuss ist politisch höchst brisant.

Lehman bekam den Auftrag, die Privatisierung abzuwickeln, obwohl das Angebot teurer als das der CA IB war. CA IB wurde später als Subunternehmer einbezogen – laut Requat, weil Lehman vermeiden wollte, "dass wir anfechten". So etwas sei ihm "in 24 Jahren Geschäftstätigkeit in diesem Beruf kein zweites Mal passiert." Muhr hat laut Requat nach der Entscheidung keine Rolle mehr gespielt – wenn er ein Honorar erhalten habe, dann "hat er das nur bekommen, weil er Lehman geholfen hat, den Auftrag zu bekommen." Wie so oft in der Causa BUWOG ist die Frage also: Wurde die Entscheidung beeinflusst? Wieso kursierte schon vorher, wer den Zuschlag erhält?

"Alles fair"

Noch vor Requat war am Dienstag Heinrich Traumüller im Ausschuss an der Reihe. Grassers ehemaliger Kabinettschef stellte sich als "korrekter und gesetzestreuer Beamte" vor. Er ist in jener Kommission gesessen, die die umstrittene Entscheidung fällte, den BUWOG-Verkauf über Lehman abzuwickeln, ja – aber nur "als kleiner Spatz". Alles sei fair, alles korrekt gelaufen.

Er spielte, ganz im Stile Grassers, mit Sprachbildern: Der BUWOG-Verkauf sei eine Fußball-WM gewesen, es war spannend, auch "Fouls" waren dabei. Aber am Ende sei das beste Ergebnis für die Republik erzielt worden. Wie erklärt er dann, dass Grassers Ex-Mitarbeiter Michael Ramprecht und sogar der Chef der Vergabe-Kommission, Wilfried Trabold, vor der Staatsanwaltschaft aussagten, der Leh­man-Deal sei geschoben gewesen? Hat es keinen Schwenk vom Billigstbieter CA IB zu Leh­man gegeben, weil das, wie Ramprecht behauptet, Grasser selbst so wollte? Trau­müller: Lehman sei nicht die billigste, aber die qualitativ beste Bank gewesen. Auch er wusste von einem pikanten Telefonat zu erzählen: Grasser sei zwischenzeitlich informiert worden, dass sechs der neun Kommissions-Mitglieder zur CA IB tendieren. Am anderen Ende der Leitung: Er selbst, Traumüller.

Grasser wollte bei seiner Befragung davon nichts wissen – und entschlug sich der Antwort. Der Grüne Peter Pilz sagte: "Traumüller hat gestanden, dass er in laufender Kommissionssitzung hinter dem Rücken der Kommission den Finanzminister angerufen und über die heikle Situation informiert hat. Grasser hat es dann geschafft, bis zum nächsten Tag die Kommission umzudrehen und Lehman den Auftrag zu verschaffen." Traumüller muss am Donnerstag weiter aussagen – am Dienstag hat ihn eine plötzlich auftretende "Leseschwäche" daran gehindert, aus Akten vorzulesen.

Das Protokoll zum U-Ausschuss finden Sie hier.

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