Medizinische Fernauskunft geplant
Mit der Gesundheitsreform soll auch eine Auskunft-Plattform kommen, an die man sich bei Beschwerden telefonisch und online wenden kann. Das 24-Stunden-Auskunftssystem sei für allgemeine medizinische Erstanfragen gedacht, aber auch bei gesundheitlichen Problemen, sagt der Hauptverbandschef Hans-Jörg Schelling im Ö1-Morgenjournal.
Die Plattform soll Patienten in Zukunft besser und intensiver betreuen können. Aus der telefonischen Beratung soll die Dringlichkeit eines Falls eingeschätzt und das weitere Verhalten empfohlen werden können.
Ähnliche Systeme gibt es schon in anderen Ländern, beispielsweise der Schweiz. Dort wird die Auskunftsplattform jährlich eineinhalb Millionen mal kontaktiert.
Bis 2015 soll die Fernauskunft bei uns aufgebaut und umgesetzt werden.
Im Zuge der jüngst beschlossenen Gesundheitsreform soll die Primärversorgung in Österreich gestärkt werden. Nach Beratungen von Bund, Ländern, Sozialversicherungen und verschiedenen Berufsgruppen im Gesundheitsbereich soll ein entsprechendes Konzept am Montag beschlossen werden. Ziel ist die Vernetzung der Gesundheitsberufe. Die Patienten sollen an ihrem Wohnort von Teams betreut werden.
Sogenannte Primärversorgungseinrichtungen sollen in Hinkunft als erste medizinische Kontaktstellen für alle Menschen mit gesundheitlichen Anliegen und Problemen dienen. Das heißt aber nicht, dass der einzelne Allgemeinmediziner in seiner Praxis abgeschafft wird. Vielmehr sollen in einem ersten Schritt bestehende Strukturen vernetzt werden. Daneben sind aber auch neue Organisationsformen geplant - mit allen Gesundheitsberufen in einem Haus.
Vernetzung der Berufsgruppen
Vorgesehen sind Teams, die aus einem Hausarzt, Pflegepersonal und Ordinationsassistenzen bestehen. Dazu kommen noch Spezialisten für die Versorgung von Kindern, Alten oder für Menschen mit psychosozialen Problemen. Bei Bedarf können noch weitere Berufsgruppen wie Ergotherapeuten, Hebammen, Sozialarbeiter und Einrichtungen wie Apotheken, Krankenanstalten oder Schulen dazukommen.
Ziel ist es laut einem Papier des Gesundheitsministeriums, jederzeit leicht zugängliche Kontaktstellen und Ansprechpartner zur Verfügung zu stellen. Neben der Primärversorgung ist auch die Koordination für die weitere Behandlung vorgesehen. Lange Öffnungszeiten sollen einen Zusatznutzen für die Patienten bringen. Die multiprofessionelle Zusammenarbeit soll zudem für eine leichtere Terminvereinbarung, die Vermeidung unnötiger Arztwege und kürzere Wartezeiten sorgen. Vor allem um chronisch Kranke will man sich damit besser kümmern können.
Als Ziel wird zudem die Attraktivierung der Gesundheitsberufe hervorgestrichen. Die neuen Primärversorgungseinrichtungen sollen den Hausarzt nicht ersetzen, versucht man die Ärztekammer zu beruhigen. Diese sollen weiter als Vertragsärzte uneingeschränkt tätig sein.
Daneben wird allerdings auch die Möglichkeit neuer Primärversorgungseinrichtungen geschaffen. Dort soll in einem Haus die hausärztliche Kompetenz durch Pflegepersonal und andere Gesundheitsberufe ergänzt werden, und zwar unter Beibehaltung der freien Arztwahl. Am Land sind eher dezentrale Netzwerke angedacht. Erste Versuche dafür sollen kommendes Jahr starten.
Eine aktuelle Umfrage des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger unter 4000 Patienten zeigt, dass die meisten sich genau das wünschen, was die Reform auch bringen soll. Und zwar:
Gesprächszeit
Die Österreicher (41 Prozent) wollen vor allem, dass ihr Hausarzt mehr Zeit für sie hat.
Öffnungszeit
Insbesondere Berufstätige sprechen sich dabei für tägliche Öffnungszeiten (46 Prozent) bzw. längere Öffnungszeiten am Abend (44 Prozent) aus. Zehn Prozent wollen sogar offene Ordinationen an Sonntagen.
Ansprechpartner
Wie auch der Wunsch nach einer Ansprechperson im Sinne einer Gesamtbetreuung groß ist (30 Prozent), falls mehrere Ärzte bei einer Erkrankung aufgesucht werden müssen.
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