Gesundheitsreform: Jeder Dritte erwartet weniger Leistungen
Fast ein Drittel (31 Prozent) der Bevölkerung glaubt laut einer aktuellen Umfrage, dass die Gesundheitsreform zu einer Kürzung von Leistungen führen wird. In Summe herrschen aber eher positive Erwartungen, geht aus der Befragung im Auftrag des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger hervor.
Für die Studie, die am Mittwoch präsentiert worden ist, wurden im April und Mai 4.000 Österreicher ab 15 Jahren von GfK schriftlich befragt. Bei den Erwartungen an die Gesundheitsreform an der Spitze steht die bessere Abstimmung zwischen Spitalsambulanzen und niedergelassenen Ärzten (42 Prozent), dahinter folgt der Wunsch, dass das Gesundheitssystem auch für nachfolgende Generationen gesichert werden kann (38 Prozent). Eine Zusammenlegung bzw. Schließung von Krankenhäusern erwarten 28 Prozent. Sechs Prozent sind der Meinung, dass sich durch die Reform überhaupt nichts ändern wird.
93 Prozent haben Hausarzt
Spitzenreiter bei den Wünschen an den Hausarzt ist nach wie vor mehr Zeit für Gespräche (41 Prozent). Neben einer "Gesamtbetreuung", falls auch andere Ärzte aufgesucht werden müssen (30 Prozent) hätten die Österreicher auch gerne längere Öffnungszeiten (24 Prozent). Ganz oben auf der Wunschliste stehen hier vor allem tägliche Öffnungszeiten von Montag bis Freitag (46 Prozent) und längere Öffnungszeiten am Abend (44 Prozent). Dass der Hausarzt auch am Samstag Zeit für sie hat, wünschen sich 28 Prozent der Patienten.
Primärversorgung
Abgefragt wurde auch das Thema "Primary Health Care" - also ob die neue gesundheitliche Primärversorgung, wonach sich künftig multidisziplinäre Teams gemeinsam um die Patienten kümmern sollen, Verbesserungen oder Verschlechterungen bringen wird. Auffällig ist hier aber vor allem, dass fast die Hälfte damit gar nichts anfangen konnte (49 Prozent "weiß nicht/unentschieden").
Über ihre Beschwerden informieren sich die Österreicher vor einem Arztbesuch mittlerweile am liebsten im Internet (48 Prozent). Fast gleich viele gaben in Folge auch an, die neue webbasierte Erstauskunft nutzen zu wollen, knapp ein Drittel kann sich vorstellen, bei einer medizinischen Telefonhotline anzurufen. Derzeit laufen dazu die Ausschreibungen für die Software, nächstes Jahr starten Pilotprojekte in zumindest drei Bundesländern, erklärte Hauptverbands-Chef Hans Jörg Schelling.
Der - vor allem wegen Datenschutzbedenken - umstrittenen Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) stehen übrigens 71 Prozent positiv gegenüber. Bretschneider hatte dazu gleich einen "Marketing-Ratschlag" parat: Es wäre sinnvoll, nicht so sehr die technischen Details in den Vordergrund zu stellen, sondern mehr den Nutzen für den Patienten. Auch bei der E-Card habe es anfangs ähnliche Bedenken gegeben.
"Menschennahe" Begriffe finden
Für Schelling bestätigt die Umfrage jedenfalls den Weg, "den wir schon eingeschlagen haben". In manchen Fällen sei es noch nicht gelungen, den Nutzen zu kommunizieren, räumte er ein - man müsse Begriffe finden, die "menschennahe" sind, meinte er etwa im Hinblick auf den Begriff "Primary Health Care".
Bei dieser Vernetzung gehe es jetzt darum, die notwendigen legistischen Maßnahmen zu setzen, etwa im Bereich der Haftungen. Im Dezember könnten die Parlamentsbeschlüsse erfolgen, dann könne man 2015 starten, meinte Schelling. Mit solchen vernetzten Modellen hofft Schelling auch auf Verbesserungen bei den Öffnungszeiten, denn ein Einzelner könne diese Wünsche gar nicht abdecken.
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