Geldmangel: Exzellente Jungforscher verlassen Österreich

Geldmangel? Faßmann verweist auf Budgetsteigerung.
Brandbrief der Wissenschaftscommunity: Trotz Budgetsteigerung warnen Experten die Regierung, dass andere Länder uns abhängen.

Eine neue Salbe zur Behandlung von Schmetterlingskindern? Eine verbesserte Ernährung für besonders leichtgewichtige Frühchen? Das sind Forschungsprojekte, die in Österreich finanziert werden konnten. Doch viele exzellente Forschungsaufträge kommen derzeit nicht zum Zug: In einem Brandbrief an Wissenschaftsminister Heinz Faßmann schlägt die Wissenschaftscommunity Alarm: Exzellente Forschungsprojekte könnten aufgrund der massiven Unterdotierung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung – kurz FWF – nicht umgesetzt werden, zum Schaden des Landes. Das führe dazu, dass immer mehr exzellente junge Wissenschaftler Österreich verlassen, denn andere Staaten würden viel mehr Geld in die Hand nehmen und Exzellenz in der Wissenschaft auch bezahlen.

„Ziel der Bundesregierung ist es, das österreichische Wissenschafts- und Forschungssystem zu einem der wettbewerbsfähigsten der Welt zu machen“, zitieren die Wissenschaftler in ihrem Brief aus dem türkis-blauen Regierungsprogramm.

Doch in Wahrheit bleibt von diesen hehren Zielen zu wenig übrig.

Konkret, berichten die Forscher, wanderten im vergangenen Jahr 220 Projekte, die „in einem rigorosen, hoch-kompetitiven internationalen Begutachtungsprozess als höchst förderwürdig beurteilt wurden“, in den Müll – weil dafür 83 Millionen Euro benötigt worden wären. Geld, das nicht vorhanden ist.

Talentevernichtung

Das sei nicht nur bitter für den Forschungsstandort, sondern auch eine „enorme Geld- und Talentevernichtung“. Die Arbeitszeit der Forscher als auch der Gutachter, die dafür alleine rund 600 Arbeitstage aufgewendet hätten, sei vergeudet worden. „Diese unbezahlten Experten werden sich wohl fragen, warum ihre ausführlichen positiven Gutachten offensichtlich gering geschätzt werden und warum ihre Empfehlungen somit keine Beachtung finden“, heißt es in dem Brief.

Und das alles habe vor allem Auswirkungen auf die Zukunft: Forscher würden immer als Erstes fragen, ob ihre Forschung auch ausreichend finanziert werden könne. „Wenn diese Frage nicht zufriedenstellend beantwortet wird, werden wir diese Wissenschaftler an die übermächtige Konkurrenz in den USA, Deutschland, Schweiz, Niederlande verlieren“, warnen die Experten.

Ausgewandert

Noch schlimmer: Auch „unsere Besten, die wir mit erheblichen Mitteln ausbilden, wandern ab und kehren danach mangels Ressourcen nicht mehr in ihr Heimatland zurück.“

Bezogen auf die Einwohnerzahl verfüge der FWF angesichts eines Jahresbudgets von 217 Millionen Euro über 25 Euro pro Österreicher. Deutlich weniger als bei den Schwestergesellschaften in Deutschland (38 €/Einwohner), in Holland (55 €), in Finnland (82 €) oder der Schweiz (101 €). Zumindest um eine Anhebung auf das deutsche Pro-Kopf-Niveau ersuchen die Forscher.

Heinz Faßmann verweist gegenüber dem KURIER auf teils massiv mehr Geld für Wissenschaft und Forschung, auch für den FWF, der Projekte künftig einfacher abwickeln könne. Faßmann: „Es gilt natürlich noch Vieles auf den Weg zu bringen, aber die Richtung stimmt.“

Bernhard Gaul

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