Fossil-frei bis 2025? Was die Welt von Kopenhagen lernen könnte

Damit ist man gestärkt für eine Tour durch den Rest der Stadt. Während in der geschäftigen Fußgängerzone Strøget ein Spaziergang die einzige Option ist, bietet sich für weitere Erkundungen das dänischste aller Verkehrsmittel an: das Fahrrad. Jeder dritte Kopenhagener tritt – auf dem Weg zur Schule oder in die Arbeit – täglich in die Pedale.
Die dänische Hauptstadt setzt auf Windkraft, Biomasse – und auf viel mehr Fahrräder.

Die dänische Hauptstadt setzt auf Windkraft, Biomasse – und auf viel mehr Fahrräder. Bis 2025 will die dänische Hauptstadt Kopenhagen schaffen, was die Welt bis 2050 schaffen muss: Netto-null CO2-Emissionen, es soll mehr erneuerbare Energie erzeugt werden, als die Stadt benötigt.

Warum das ein Vorbild für die ganze Welt sein soll?

Die Hälfte der 7,6 Milliarden Erdenbürger lebt in Städten, und die Städte sind es, die den Großteil der Treibhausgase verursachen.

Was Kopenhagen dafür braucht, ist eine Energiewende. Und damit kennen sich die Dänen aus: Zweimal schon hat das kleine, finanzkräftige Land sein Energiesystem umgestellt.

Das erste Mal war Mitte der 1970er Jahre nach dem Öl-Schock: Dänemark war damals zu einhundert Prozent von importiertem Erdöl abhängig. Die Dänen rüsteten dann rasch um – leider auf Kohlestrom und begannen in der Nordsee auch nach Öl und Gas zu suchen.

Der zweite Schock war der Protest der muslimischen Welt nach einer Mohammed-Karikatur 2005. Das Exportland musste schwere Einbußen hinnehmen und begann sich neu zu orientieren – auch im Energiebereich. Ende des vorigen Jahrzehnts kam dann die Vision Kopenhagens, bis 2025 fossilfrei zu werden.

Bisher haben es die Energiemanager geschafft, rund 42 Prozent der CO2-Emissionen im Vergleich zu 2005 einzusparen, vor allem durch den Ausstieg aus Kohlekraft.

Fossil-frei bis 2025? Was die Welt von Kopenhagen lernen könnte

Spannend die Entwicklung der Mobilität: Was Besuchern der Stadt mit 630.000 Einwohnern auffällt, ist der enorme Anteil an Fahr- und Lastenrädern (43 Prozent) – und es gibt keine Pkw-Staus.

Das hat einerseits damit zu tun, dass normale Kfz teuer sind (Luxussteuern). Andererseits liegt es an den großzügig ausgebauten Fahrradwegen und -highways und drei Fahrradbrücken über den Hafen (vier weitere sind geplant).

In Befragungen zeigt sich, dass die Kopenhagener das Fahrrad als sicher und schnell sehr schätzen.

Stadt- Land-Problem

Ein Drittel des Verkehrs verursachen aber Kfz und Lkw. Versuche der (linken) Stadtpolitik, bei der (rechten) Landesregierung zumindest die Dieselfahrzeuge zu limitieren, waren bisher erfolglos. Die Kopenhagener sehen das auch als Lobbying für jene Dänen, die im Großraum Kopenhagens leben – und damit viel mehr auf das Auto angewiesen sind.

Bei den beiden anderen großen Emissionsschleudern – der Stromerzeugung und im Wohnbereich (Heizen und Warmwasser) – sind die Lösungen auch noch nicht perfekt. Das windige Dänemark ist bereits Weltmeister bei der Energieerzeugung durch Windkraft, und hat mit der Firma Vestas den nach Umsatz und installierter Kapazität weltgrößten Hersteller von Windkraftanlagen.

Fossil-frei bis 2025? Was die Welt von Kopenhagen lernen könnte

Biomasse aus Kanada

Sie setzen aber auch stark auf Biomasse-Anlagen. In Kopenhagen wurde kürzlich eine neue 500 Millionen Euro teure Müllverbrennungsanlage eröffnet, ab Sommer wird man auf dessen schrägem Dach auf Matten Ski fahren können. Problematischer ist das Verheizen von Holzpellets, die aus Nordamerika importiert werden. Technisch gesehen sind das nachhaltige Energien, weil sie nachwachsen. Unumstritten sind sie aber nicht.

So bleiben Fragezeichen, ob Kopenhagen das ehrgeizige -Ziel bis 20125 einhalten wird. Fix ist nur, dass die Dänen und speziell die Kopenhagener das Klimaziel weiter verfolgen werden – denn 80 Prozent bezeichnen die Klimakrise in Umfragen als „sehr großes Problem“.

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