Faßmann und Strache bei Lehrer-Gagen auf Konfrontationskurs

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Der türkise Bildungsminister sagt das Projekt "leistungsbezogene Lehrergagen" ab. Der blaue Beamtenminister will es weiter betreiben.

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) erteilt den im Regierungsprogramm vorgesehenen leistungsorientierten Lehrer-Gagen eine "Absage": "Da müsste man wirklich eine Königsidee haben, die einerseits fair und gerecht ist den Lehrerinnen und Lehrern gegenüber, andererseits darf die pädagogische Qualität, die Leistung an den Schulen, nicht behindert werden", sagt er im Interview mit dem "Kurier".

Im Regierungsprogramm ist eine "leistungs- und ergebnisorientierte Gestaltung der Besoldungssystematik in allen Schultypen" festgeschrieben. Faßmann räumt zwar ein, dass die angekündigte Reform in den Aufgabenbereich von Beamtenminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) falle. Sollte dieser ihn um sein Urteil bitten, würde er ihm allerdings davon abraten, weil keine sinnvollen Indikatoren festgelegt werden könnten.

Sowohl eine höhere Bezahlung bei wenigen "Nicht Genügend" als auch eine Orientierung an Schülerbewertungen hätten Effekte, die "nicht wünschenswert" wären. "Wenn man das durchdenkt, merkt man, man kann das nicht ordentlich operationalisieren."

Strache: "Nicht abgesagt"

Das Projekt ist aus Sicht von Koalitionspartner FPÖ aber noch nicht gestorben. Es handle sich um ein "hochkomplexes Thema", für das man ohne Zeitdruck nach einer Lösung suchen werde, hieß es gegenüber der APA aus dem Büro von Beamtenminister Heinz-Christian Strache (FPÖ). Die Schwierigkeit liege darin, faire und objektive Kriterien festzulegen, wofür ein Lehrer besser entlohnt werden soll.

Es laufe nun ein Diskussionsprozess, in dem man nach kreativen Lösungen suchen müsse. "Abgesagt ist es nicht", wird im Ressort betont. "Wir arbeiten das Regierungsprogramm ab."

Gewerkschaft: "Kompletter Schwachsinn"

Der Sprecher der Lehrergewerkschaften, Paul Kimberger, zeigt sich darüber verwundert: „Da sehen wir derzeit keine Notwendigkeit, etwas zu ändern. Wir haben ja gerade erst ein neues Dienstrecht verhandelt, das erst im kommenden Jahr voll in Kraft treten wird.  Da wollten wir Gewerkschafter auch Leistungskomponenten  verankern, etwa für Klassenvorstände oder Fachkoordinatoren. Es war also nicht die Frage Ja oder Nein, sondern was sinnvoll wäre.“
 Die Gewerkschaft habe   klare Vorstellungen, wie Leistungskomponenten in der Besoldung  verankert werden könnten.

Was aber sicher nicht gehe, sei die Idee einer „ergebnisorientierten“ Entlohnung.  „So eine output-orientierte Bezahlung halte ich für einen kompletten Schwachsinn“, sagt Kimberger – und verweist dabei auf internationale Beispiele. „Alle Versuche haben meistens im Chaos geendet.“ Denn die Ergebnisse würden stark vom Schulstandort abhängen. „Als Linzer Lehrer würden sich viele  sofort ins obere Mühlviertel versetzen lassen, wo die Ergebnisse besser sind.“ Geholfen wäre damit  niemandem.

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