Beide halten es für riskant, das Thema Sicherheit auf militärische Aspekte zu beschränken. „Wir sind nicht naiv und sehen selbstverständlich, was in der Ukraine geschieht. Aber der Sicherheitsbegriff hat eine ökonomische, soziale und ökologische Dimension. Und diese gilt es dringend zu beachten“, sagt Fenkart zum KURIER.
Der Hinweis ist deshalb relevant, weil die schwarz-grüne Bundesregierung bis Jahresende eine Sicherheitsstrategie vorlegen will; die aktuelle stammt aus 2013, ist also heillos veraltet.
Laut Ehrmann und Fenkart wird der Klimawandel neue Konflikte auslösen, die auch zu einer „verstärkten Migration“ führen.
Als praktische Beispiele für die Betroffenheit Österreichs nennt Ehrmann den Neusiedler See und den Balkan: „Wasser wird immer stärker zu einer strategischen Frage. Im Burgenland sehen wir das ja schon jetzt bei der Frage der Zuleitung von Wasser aus Ungarn in den Neusiedler See.“
Ähnlich sei die Frage der Luft- und damit Lebensqualität zu bewerten. „Am Balkan ist die Luftverschmutzung mitunter schon auf dem Niveau von Lahore (schlechteste Luftqualität weltweit im Jahr 2022; Anm.).“ Derartige Entwicklungen hätten massive Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen – was wiederum erhebliche Migrationsbewegungen auslöse.
Großes Potenzial sehen die Experten noch bei der Rolle Österreichs als internationaler Vermittler. „Wien ist Sitz der UNO und der OSZE, wir haben uns einen Ruf erarbeitet“, sagt Ehrmann. Und entgegen anderslautenden Meinungen sei dieser Ruf in der Praxis bis heute zu spüren.
Allein die Tatsache, dass Österreich als eines der wenigen EU-Länder eben nicht Mitglied der NATO sei, werde zunehmend relevant, politisch aber „zu wenig genutzt“. In Afrika, dem Nahen Osten oder Asien sei Österreichs neutraler Status nach wie vor ein Plus, um bei Friedens- und Abrüstungsverhandlungen zum Zug zu kommen. Und auch was das Ende des Konfliktes zwischen Russland und der Ukraine angeht, glaubt Ehrmann, dass es „mittelfristig denkbar erscheint, dass Österreich oder ein österreichisches Institut als Friedensverhandler auftritt“.
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