1948–2021: Ex-Innen- und Wissenschaftsminister Caspar Einem verstorben

Caspar Einem
Der Sohn des Komponisten Gottfried von Einem galt als „Parade-Linker“, seine Amtszeit war von internen Machtkämpfen geprägt.

Der ehemalige Innenminister und SPÖ-Politiker Caspar Einem ist  im 74. Lebensjahr verstorben. Das bestätigte Donnerstagnacht SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner: „Unfassbar die traurige Nachricht vom plötzlichen Tod Caspar Einems. Wir trauern um einen großen Denker und Sozialdemokraten, einen aufrechten Kämpfer für Bildung und Wissenschaft. Er war Inspiration für viele von uns.“

Einem, der eigentlich einem bürgerlichen Haushalt entstammte, galt in der SPÖ lange als Parade-Linker. Erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde er als Staatssekretär unter anderem für Beamtenagenden im Jahr 1994. Die turbulente Zeit begann aber danach, als Einem Innenminister wurde. In dieser Funktion trat er die Nachfolge von Franz Löschnak (SPÖ) an.  Sein freundlicher Zugang zum Amt, ganz anders als es Löschnak tat, machte ihn nicht nur zur Zielscheibe des Boulevards, sondern auch der FPÖ. Einem machte kein Hehl aus seinen Kontakten zur linken Wiener Hausbesetzerszene. Für Wirbel sorgten damals besonders seine Spenden in Höhe von 5.900 Schilling an die Redaktion der anarchistischen Zeitschrift Tatblatt. Der damalige FPÖ-Chef Jörg Haider (1950-2008) hatte die Spenden publik gemacht.

Im Innenministerium hatte Einem außerdem mit dem erbitterten Widerstand von Spitzenbeamten zu kämpfen, die insbesondere seinen liberaleren Zugang zur Migration ablehnten. Diese Zeit war von Machtkämpfen mit der Exekutive und dem Briefbomben-Terror von Franz Fuchs gekennzeichnet. Dessen Festnahme verbuchte dann Einems Nachfolger Karl Schlögl, während Einem ins Wissenschafts- und Verkehrsressort gewechselt war.

Opposition  im Parlament

Nach dem Aus der Großen Koalition ging Einem ins Parlament, wo er im SPÖ-Klub unter anderem als Europasprecher fungierte. Aus der Politik zog sich Einem schließlich 2007 zurück – da hatte Alfred Gusenbauer das Kanzleramt für die SPÖ zurückerobert.

Danach wurde er zum Vorstandsmitglied im Bedarfsflugunternehmen „Jetalliance AG“. Vor dem Einstieg in die Politik war der studierte Jurist unter anderem für die OMV im Gasgeschäft tätig gewesen. Auch bei der Austro Control war er aktiv, als Mitglied des Aufsichtsrats.

Verdienste holte er sich bei der Aufarbeitung der Geschichte des Bundes Sozialdemokratischer Akademiker (BSA), dem er eine Zeit lang vorstand. Unter Einem wurde die Aufarbeitung der „braunen Flecken“, also die Integration ehemaliger Nazis in der Organisation nach dem Zweiten Weltkrieg, vorangetrieben. Einem beauftragte dazu das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, beendet wurde das Projekt mit dem Buch „Der Wille zum aufrechten Gang“.

Zur Parteipolitik äußerte sich Einem, der einst Wunschkandidat der Linken innerhalb der SPÖ bei der Nachfolge Viktor Klimas war, in den vergangenen Jahren selten. Allzu glücklich war er mit der Performance der Bundespartei aber nicht. So meinte er heuer in einem Interview zur Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner: „Sie hätte nicht umgepolt werden dürfen auf SPÖ-Funktionärin mit Parteisprech.“

Einem war verwitwet und Vater eines Sohns.

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