FPÖ: "Ibizagate" sorgt für Verluste

FPÖ: "Ibizagate" sorgt für Verluste
Die erste Trendprognose zeigt die FPÖ bei 17,5 Prozent. Spitzenkandidat Vilimsky reagiert mit Zweckoptimismus.

Der FPÖ bescherte ihr "Ibizagate" bei der heutigen EU-Wahl zwar nicht den 2004 erlittenen Megacrash. Aber sie dürfte deutlich schlechter aussteigen als sie vor dem Auftauchen des Lockvogel-Videos mit Ex-Parteichef und -Vizekanzler Heinz-Christian Strache erhofft hatte. Die Umfragen zuvor versprachen ein deutliches Plus auf bis zu 24 Prozent, jetzt wird es laut APA/ORF/ATV-Trendprognose ein Minus auf 17,5 Prozent.

Damit verliert die FPÖ 2,2 Prozentpunkte gegenüber den 19,7 Prozent des Jahres 2014. Der zweite Platz, den Spitzenkandidat Harald Vilimsky der SPÖ abnehmen wollte, ist sechs Prozentpunkte weit entfernt - obwohl auch die SPÖ (mit 23,5 Prozent laut Prognose) schlechter abschnitt als die Umfragen zwischen September 2018 und Anfang Mai auswiesen.

Vilimsky: "Hohes Stammwählerpotenzial"

Die FPÖ zeigt sich dennoch mehr als zufrieden. "Das zeigt, wie hoch unser Stammwählerpotenzial ist", sagte Spitzenkandidat und Generalsekretär Harald Vilimsky. Er sah in einer ersten Reaktion gegenüber dem ORF keinen Grund, das Misstrauensvotum gegen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag wegen des sehr starken ÖVP-Ergebnisses abzusagen.

Das werde im Parlamentsklub am Montag besprochen, Kurz habe aber schon zwei Regierungen gesprengt. "Er steht nicht für Stabilität und wenn Sie mich fragen, verdient er kein Vertrauen."

Für Vilimsky ist die FPÖ "stabil geblieben, wir haben die Mandate gehalten". "Jetzt beginnt die größte Wählerrückholaktion". Die Ibiza-Affäre habe "Schaden verursache, keine Frage, aber wir holen uns ungeachtet dessen die Wähler zurück".

Hafenecker: "Rechnung nicht ohne Wirt machen"

FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker will nicht auf einen möglichen Absturz bei der vorgezogenen Nationalratswahl schließen. "Da stehen uns fast drei Monate Wahlkampf bevor", sagte er nach der ersten Trendprognose zur APA. Bei der Europawahl hofft er noch auf Wahlkarten-Stimmen, die vor dem Auftauchen des "Ibiza-Videos" abgegeben wurden.

"Die FPÖ ist dafür bekannt, eine Wahlkampf-Lokomotive zu sein", glaubt Hafenecker an ein besseres Abschneiden seiner Partei bei der Nationalratswahl. Aber auch das aktuelle Ergebnis könnte sich noch verbessern und das verlorene Mandat zurückgewonnen werden. Zum einen handle es sich ja nicht um eine Hochrechnung oder gar um das Endergebnis. "Man sollte die Rechnung nicht ohne den Wirt machen", meinte er.

Hafenecker zeigte sich im klaren darüber, dass das Ergebnis ohne das Auftauchen des "heimtückisch kurz vor der Wahl herausgespielten Ibiza-Videos" wesentlich besser hätte sein können. Aber immerhin sei es den Freiheitlichen gelungen, das Ergebnis der letzten Europawahl beinahe zu halten. Die FPÖ habe in der Situation aber auch professionelles Krisenmanagement betrieben.

Jubel über SPÖ-Verluste

Beifall bei der ersten Trendprognose für die EU-Wahl gab es in der FPÖ-Zentrale übrigens gleich zwei Mal: Einmal bei den eigenen überschaubaren Verlusten und gleich danach bei jenen der SPÖ. Im ohnehin schon kleinen Medienraum in der Wahlzentrale der Freiheitlichen blieb der Andrang von Journalisten weiter gering. Neben Spitzenkandidat Harald Vilimsky bejubelte das eigene Ergebnis auch noch Salzburgs Parteichefin Marlene Svazek.
 

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