Doskozil vs. Zeiler: Der nächste SPÖ-Ringkampf
Michael Häupl wird gern der Satz zugeschrieben, man habe in der Partei im Wohnzimmer und keinesfalls auf dem Balkon zu streiten – alles andere schade „draußen“, also in der Öffentlichkeit, dem eigenen Ansehen.
Was die SPÖ angeht, hat der Ratschlag des ehemaligen Wiener Bürgermeisters offenbar nur begrenzte Wirkmacht. Denn in diesen Tagen tummeln sich die streitenden Parteipromis nachgerade auf dem „Balkon“, also in der medialen Auslage.
Vergangene Woche wars’s, da ließ der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil seiner Parteichefin zum wiederholten Male ausrichten, die SPÖ würde mit ihm als Zugpferd bei der Nationalratswahl empirisch messbar deutlich besser abschneiden.
Pamela Rendi-Wagner war – wieder einmal – in die Defensive gedrängt und musste sich zu allen möglichen Dingen erklären, die dem Grunde nach selbstverständlich sein sollten. Darunter war vor allem ihre Spitzenkandidatur bei der nächsten Nationalratswahl, egal wann diese stattfindet.
Eine Woche später ist die Angelegenheit offenkundig noch immer nicht ausgestanden. Denn Gerhard Zeiler, Medienmanager und ehemals aussichtsreicher Kandidat für den Parteivorsitz, sah sich am Mittwoch genötigt, Doskozil verbal noch einmal ordentlich eine „mitzugeben“: Für ihn, Zeiler, ist der burgenländische SPÖ-Chef mittlerweile gar kein Sozialdemokrat mehr – Doskozil habe sich „politisch und von seinen Ansichten dorthin bewegt, wo eigentlich die FPÖ zu Hause ist“.
So sagte es Zeiler in einem Interview auf Puls4. Dem nicht genug, kündigte der frühere ORF-Chef an, er werde aus der Partei austreten, sollte Doskozil Kanzlerkandidat oder – noch schlimmer – SPÖ-Chef werden.
Schlagabtausch erledigt?
Mitnichten.
SP-Burgenland: "Das ist völlig grotesk"
Mittwochabend kam – wieder auf dem Balkon, wo sonst – die Antwort aus dem Team Doskozil, diesfalls in Gestalt von Landesgeschäftsführer Roland Fürst. „Ich bin mir nicht sicher, ob Herrn Zeiler klar ist, dass er einem der erfolgreichsten sozialdemokratischen Politiker vorwirft, kein Sozialdemokrat zu sein. Das ist völlig grotesk“, so erklärte Fürst dem KURIER.
Mit seiner Kritik stelle sich Zeiler nicht nur gegen Doskozil, sondern auch gegen alle Maßnahmen, die die SPÖ in Österreichs östlichstem Bundesland umgesetzt hat. Also gegen einen Mindestlohn von 1.700 Euro, gegen den Gratiskindergarten und gegen die Anhebung des Heizkostenzuschusses von 165 auf 700 Euro.
Fürsts rhetorische Retourkutsche entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Denn er hält Zeiler vor, „gerne Unruhe in die Partei zu bringen“. Der frühere ORF-Chef sei mitverantwortlich dafür, dass sich die SPÖ in den Koalitionen mit der ÖVP von den Lebensrealitäten der Menschen entfernt habe. Im Unterschied dazu spiele die FPÖ im Burgenland eine „untergeordnete Rolle“ und habe sich bei den Kommunalwahlen gegen den Trend halbiert. Warum? Antwort Fürst: „Weil die Sozialdemokratie auch über Themen wie Migration und Asyl spricht und Lösungen anbietet.“
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