Hofburg: Dornauer pusht Bures, Ludwig bremst

Präsidentschaftskanzlei, Hofburg
Tiroler SPÖ-Chef auch im Falle einer erneuten Kandidatur Van der Bellens für SPÖ-Antritt. Bures habe die "Attribute, die eine Präsidentin haben muss"

Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer will, dass ab dem Jahr 2022 eine Parteikollegin - und damit erstmals eine Frau - in der Hofburg amtiert: Er empfehle seiner Partei bei der dann anstehenden Bundespräsidentschaftswahl jedenfalls eine eigene Kandidatur, sagte Dornauer im APA-Gespräch. Er hat auch schon eine Favoritin: Die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures. Diese sei eine "überaus geeignete Kandidatin" und eine der "verdientesten Politikerpersönlichkeiten Österreichs".

"Ich persönlich halte die Zeit reif für eine Frau auf dem Chefsessel im Land", so der Landesparteichef. Die rote Kandidatur solle "im Laufe des nächsten Jahres" fixiert werden, gab der Tiroler Vorsitzende seinen Parteifreunden mit auf den Weg. Dornauer ist damit der erste prominente Sozialdemokrat, der sich auch im Falle einer Wiederkandidatur des derzeitigen Staatsoberhaupts Alexander Van der Bellen im Frühjahr 2022 für einen eigenen SPÖ-Kandidaten ausspricht.

In der Bundeshauptstadt löste Dornauer damit offenkundig keine Freude aus: "Aus Respekt vor dem Amt und insbesondere aus Respekt vor der Person Alexander Van der Bellen, den Bürgermeister Ludwig außerordentlich schätzt und mit dem ihm ein sehr gutes Vertrauensverhältnis verbindet, hält er jegliche Diskussion zum derzeitigen Zeitpunkt für absolut nicht notwendig und auch für entbehrlich", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme aus der Wiener Landespartei.

Bures, die als Vertraute Ludwigs gilt, hatte zuletzt selbst erklärt, sie glaube, "dass die Sozialdemokratie, falls er noch einmal antritt, Alexander Van der Bellen unterstützen wird". SPÖ-Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner hatte eine SPÖ-Hofburg-Kandidatur vor kurzem offen gelassen, aber gleichzeitig auch daran erinnert, dass in der Zweiten Republik SPÖ oder ÖVP nie einen Kandidaten aufgestellt haben, wenn sich ein amtierender Präsident um die Wiederwahl beworben hat.

Hofburg: Dornauer pusht Bures, Ludwig bremst

Doris Bures

Der Tiroler SPÖ-Chef sang ein wahres Loblied auf Bures: Die 58-jährige langjährige Spitzenpolitikerin sei eine der "prägenden Figuren der jüngeren Republikgeschichte". "Sie war aus meiner Sicht zu Unrecht zurückhaltend, als sie meinte, die SPÖ bräuchte keine eigene Kandidatur, und könne womöglich Alexander Van der Bellen bei einer Wiederkandidatur unterstützen", so Dornauer. "Bures hat immer Kante gezeigt und Position bezogen, wenn es gesellschaftspolitisch notwendig war", meinte der Landesparteivorsitzende weiter. Die frühere Ministerin sei immer aufgefallen "durch Respekt gegenüber den Organen unserer Republik, Besonnenheit und Weitblick". "Das sind genau jene Attribute, die eine Präsidentin haben muss", rührte Dornauer schon einmal ordentlich die Wahl-Werbetrommel.

Bures selbst hatte zuletzt erklärt, sie glaube, "dass die Sozialdemokratie, falls er noch einmal antritt, Alexander Van der Bellen unterstützen wird".

Georg Dornauer: "Doskozil ist ein Profi und mein Freund"

Georg Dornauer

Bei Dornauer scheint derzeit jedenfalls das Motto "Frauen an die Macht" zu lauten: "Ein Blick auf die Weltkarte zeigt, dass weibliche Führung in der aktuellen Coronakrise oftmals die bessere Führung ist, wenn man beispielsweise nach Deutschland oder auch zu Jacinda Ardern nach Neuseeland blickt", so Tirols oberster Roter, der sich laut eigenen Angaben "durchaus selbstkritisch gegenüber männlicher Führungskultur" zeigte.

Derzeit fehle in Österreich unter anderem ein wirksamer Schutz der Demokratie. "Wer mahnt denn aktuell einen Sebastian Kurz und kritisiert die massiven Eingriffe in unsere Grund- und Freiheitsrechte", vermisste Dornauer bei Van der Bellen entsprechende Aktivitäten. Man brauche "dringend eine starke Sozialdemokratin, die ein Gegengewicht zu dieser Regierung darstellt". Schließlich drifte die Gesellschaft immer weiter auseinander, ortete Dornauer.

SPÖ-Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner hatte eine SPÖ-Hofburg-Kandidatur vor kurzem offen gelassen. Gleichzeitig erinnerte sie aber auch daran, dass in der Zweiten Republik SPÖ oder ÖVP nie einen Kandidaten aufgestellt haben, wenn sich ein amtierender Präsident um die Wiederwahl beworben hat.

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