Dornauer: "Ich weiß nicht, von wem das Mahnmal ist"
"Hier wurde Demokratie mit Füßen getreten“ steht auf einer metallernen Sockelleiste vor dem Eingang der Tiroler SPÖ-Zentrale. Stefan Hechl, der in Innsbruck Geschichte studiert, wirft auf Twitter der SPÖ Tirol vor, "auf das darunterliegende NS-Mahnmal einen überdimensionierten Dornauer geklebt" zu haben.
Den Vorwurf, er habe das Mahnmal überklebt, weist Dornauer im KURIER-Gespräch "aufs Schärfste zurück." Das Mahnmal – er meint die Sockelleiste – sei ja nach wie vor sichtbar; auf der Glasfront darüber klebe schon immer das Konterfrei des jeweiligen Spitzenkandidaten.
Der KURIER konfrontiert Dornauer daraufhin mit einem Foto von 2009, auf dem über der Gravur eine Erklärung des Mahnmals zu sehen ist.
"2008 oder 2009" hat Birgit Vera Schmidt das Mahnmal fotografiert, wie sie dem KURIER erzählt. Das Mahnmal erinnere sowohl an die Gräueln des Austrofaschismus (1934) als auch an jene der Nationalsozialisten (1938). Im Wortlaut stand auf der Glasfront der SPÖ-Zentrale:
"NIE WIEDER DEMOKRATIE MIT FÜSSEN TRETEN -- Am 12. Februar 1934 besetzte die Heimwehr im Auftrag der austrofaschistischen Dollfuß-Regierung das an dieser Stelle befindliche Hotel 'Sonne', den Sitz der Freien Gewerkschaften und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Die führenden Sozialdemokraten wurden verhaftet, die Sozialdemokratie verboten. Der Austrofaschismus führte unmittelbar zu den Gräueln des Nationalsozialismus."
Dornauer rudert daraufhin zurück und möchte nur noch ausschließen, dass die Überklebung der Erklärung in seine Amtszeit gefallen sei. 2014, erinnert er sich, sei jedenfalls auch schon das Bild des damaligen SPÖ-Chefs Ingo Mayr dort geklebt.
Mayr bestätigt das auf KURIER-Nachfrage und sieht kein Problem darin: "Mahnmal überklebt? So ein Schmarrn." Mayr könne sich nicht erinnern, wer die Erklärung des Mahnmals überklebt habe oder von wem das Werk stamme. "Das ist jetzt wirklich ein Sommerloch-Thema."
Vor Kurzem wurde Dornauer von Parteikollegen kritisert, weil er ohne Vorstandsbeschluss die SPÖ-Rose mit einem Foto von sich überklebt hatte. Die Rose sei schon vergilbt gewesen, sagt er dem KURIER, fortan sollen auf dem Plakat wechselnde Themen und Personen beworben werden.
Dornauer legt Wert darauf, dass er "sensibel genug" für historische Themen sei. "Ich habe mich wirklich sehr ausführlich mit der Parteigeschichte beschäftigt", sagt Dornauer. Nachfrage: Dann wissen Sie sicher, von wem das Mahnmal ist und woran es erinnert? "Nein, ich weiß nicht von dem das Mahnmal ist. Wahrscheinlich von unseren Sozialdemokratischen Freiheitskämpfern, die sich mit den Novemberpogromen beschäftigt haben. Wenn Sie es genau wissen wollen, fragen Sie bitte unseren Landesgeschäftsführer."
Update 08.08.2019, 15:38: SPÖ-Landesgeschäftsführer Lukas Matt weist darauf hin, dass das Verschwinden der erklärenden Glasfolie nicht in den Verantwortungsbereich der aktuellen SPÖ-Führung falle. Im Dezember 2018 - bereits unter Dornauers Führung - sei der erklärende Satz des Mahnmals allerdings in das Innere der Parteizentrale gewandert; die Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer hätten gemeinsam mit Schülern die Gedenkstätte, "Tor der Erinnerung", neu gestaltet. Matt: "Das Mahnmal gibt es also noch und ist präsenter denn je."
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