Im Februar hatte der KURIER (Redakteur Michael Hammerl, Fotograf Jeff Mangione) die Nachkommen der Familie Dollfuß im Bezirk Melk getroffen, um zu erfahren, wie sie den Konflikt um das Dollfuß-Museum in Texingtal sehen.
Engelbert Schmutz, Urenkel von Josepha Schmutz, der Mutter von Engelbert Dollfuß, erklärte damals, dass er nichts dagegen hätte, wenn das Museum im Dollfuß-Geburtshaus neu gestaltet wird, obwohl er auch die bisherige Konzeption für „komplett neutral und gut gemacht“ hält. Aber: „Ich habe kein Problem damit, wenn es umgebaut wird. Wenn wir es so lassen, haben wir immer den Angriffspunkt der Heldenverehrung, obwohl das nicht der Fall ist.“
Dem Museum hat die Familie viele Erbstücke zur Verfügung gestellt. Im Gespräch mit dem KURIER wurde aber auch klargestellt, dass das alles wieder entzogen werden könnte, wenn eine bestimmte rote Linie überschritten wird. Engelbert Schmutz: „Würde der Eindruck vermittelt, dass Dollfuß ein Diktator war, dann ist eine Grenze überschritten. Das war er nicht.“ Anschuldigungen wie „Austrofaschismus“ seien nicht gerechtfertigt, da sie nicht stimmen würden, sagt seine Frau Josefa. Man wünsche sich weiterhin ein „neutrales, historisch korrektes Museum“.
Ärger über KonzeptMan müsse Dollfuß’ Vorgehen, wie das Ausschalten des Parlaments, im Kontext der Zeit sehen, sagt Josefa Schmutz auch: „Es war Bürgerkrieg, und die andere Seite war auch nicht zimperlich.“ Die Machtübernahme sei optionslos gewesen: „Irgendwas hat er machen müssen, damit er diese Unruhen einbremst – obwohl die Todesstrafe die falsche Entscheidung war.“
Engelbart Dollfuß sei definitiv ein Diktator gewesen, sagte hingegen MERKwürdig-Kurator Remigio Gazzari zum KURIER. Und zur Neukonzeptionierung des Museums: „Es ist sicher ein Prozess, bei dem wir nicht alle zufriedenstellen werden.“
Remigio Gazzari ist auch einer der Autoren des umstrittenen Arbeitspapiers mit dem Titel „Konstruktives Auflösen“. Mittlerweile soll dieses Konzept auch schon den Dollfuß-Nachkommen zugespielt worden sein. Und dort für gehörigen Ärger gesorgt haben.
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