Deutschförderklassen helfen zu wenigen Kindern, klagt Gewerkschaft

Kimberger: "Auch Minister Faßmann war mit einigem nicht glücklich"
Deutschförderklassen kommen zu wenigen Kindern zugute, klagt Gewerkschaft

Die Kritik rund um die ab Herbst geplanten Deutschförderklassen reißt nicht ab. Um das bildungspolitische Feuer zu löschen, rückt nun die Regierungsspitze aus: Bundeskanzler Sebastian Kurz, Vizekanzler Heinz-Christian Strache und Bildungsminister Heinz Faßmann besuchen heute, Montag, zusammen mit Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger die Otto Glöckel Sportvolksschule in Wiener Neustadt. Diese Schule startete schon 2016 mit einem eigenen Deutsch-Fördermodell, deren Ergebnisse so vielversprechend waren, dass das Modell von Minister Faßmann als Vorbild für den Bund genommen wurde und nun bundesweit umgesetzt werden soll.

Die Regierungsspitze will damit nur auf die andauernde Kritik aus den Bundesländern, einzelner Schulen und der Lehrergewerkschaft reagieren. Städte wie Wien oder Innsbruck drängen, das Vorhaben zumindest um ein Jahr zu verschieben. Und die aus Lehrern und Direktoren bestehende „Plattform zur schulautonomen Umsetzung von Sprachfördermaßnahmen/Aktionsbündnis Bildung“ hat begonnen, Unterschriften bei Schulleitern zu sammeln um die Gewerkschaft dazu zu bringen, „unsere Anliegen zu unterstützen und gegebenenfalls entsprechende gewerkschaftliche Protestmaßnahmen zu ergreifen“.

„Überhastet“

Der Sprecher der Lehrergewerkschaft Paul Kimberger, selbst Pflichtschullehrer aus Oberösterreich, hatte erst am Mittwoch ein Treffen mit Faßmann. „Eins vorweg, wir brauchen mehr Deutschförderung, weshalb wir auch jede Initiative unterstützen“, sagt Kimberger. Aber frei nach dem Sprichwort gut gemeint ist das Gegenteil von gut listet Kimberger die Probleme auf: „Die Deutschförderklassen werden überhastet eingeführt, es wäre besser, sich mehr Zeit zu lassen, weil vieles fehlt.“ So habe man die Evaluierung der bestehenden Deutsch-Förderungen abgedreht und damit die Möglichkeit ausgelassen, auf vorhandene, gute Modelle aufzubauen. Die Kritik der Wissenschaft sei nicht beachtet worden. Zudem würden geeignete Diagnoseinstrumente fehlen, wer gefördert werden soll, die geplanten Gruppen seien mit bis zu 25 Kindern viel zu groß, und an vielen Schulen sei auch die Raumfrage nicht gelöst, wo dies Förderung neben dem Regelunterricht stattfinden sollen.

Kimberger begrüßt, dass Faßmann zugesichert habe, nun Schule für Schule zu schauen, welche Probleme auftauchen und wie man die lösen kann. Kimberger sieht aber ein anders Problem: Rund 1000 dieser Deutschförderklassen seien geplant, rund 30.000 Kinder sollen damit gefördert werden. „Wir haben über hunderttausend Kinder mit Migrationshintergrund der zweiten, dritten oder vierten Generation in unseren Schulen, die nur rudimentär Deutsch können, und die nicht ausreichend gefördert werden. Das ist ein Riesenproblem.“

Diese seien in allen Zentralräumen, in Wien, Linz, Wels, Steyr, Graz, Salzburg und Innsbruck zu finden. Das Problem der Unterrichtssprache bleibe die größte Herausforderung, „weil damit direkt die Frage der Bildungsbiografie und des Bildungserfolgs verknüpft ist“.

Deutschförderklassen helfen zu wenigen Kindern, klagt Gewerkschaft

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