Grenzkontrollen kosten Österreich bis zu 1,96 Milliarden

Wenn Grenzkontrollen am Balkan und auf der Italien-Route eingeführt werden, dann reduziert sich die Wirtschaftsleistung Österreichs (BIP) um 80 bis 210 Mio. Euro pro Jahr. Sollte der Interkontinentalhandel auch betroffen sein, dann liegt der BIP-Verlust mit 92 bis 242 Mio. Euro noch etwas höher. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Münchner ifo-Instituts von heute, Montag. Im schlimmsten Fall (siehe weiter unten) würde das BIP sogar um 1,96 Mrd. Euro niedriger ausfallen.
Demnach wären 19,4 Prozent der österreichischen Warenexporte und 16,83 Prozent der Warenimporte von solchen Kontrollen betroffen. Bei den Dienstleistungen sind 15,99 Prozent der Exporte und 16,89 Prozent der Importe betroffen. Daher würden die Warenimporte um ungefähr 0,46 Prozent pro Jahr niedriger ausfallen als ohne Kontrollen - das entspricht 600 Mio. Euro pro Jahr. Die österreichischen Dienstleistungsimporte wären um etwa 0,71 Prozent (300 Mio. Euro) geringer. Der gesamte Außenhandel (Importe und Exporte) würde um 0,43 Prozent sinken, das entspricht 1,5 Mrd. Euro.
Würden Kontrollen an allen österreichischen Grenzen eingeführt, dann läge der gesamte Außenhandel (Importe und Exporte) Österreichs um 2,4 Prozent (8,4 Mrd. Euro) niedriger als ohne die Kontrollen. Das reale österreichische BIP würde um 400 bis 990 Mio. Euro sinken im Vergleich zum aktuellen Stand. "Der österreichische Bürger wäre damit um zwischen 47,2 Euro und 116,1 Euro im Jahr ärmer", heißt es in dem am Montag veröffentlichten Forschungsbericht des ifo.
Schlimmster Fall: 1,96 Milliarden
Der vom ifo gerechnete schlimmste Fall wären Kontrollen an allen Schengen-Grenzen. In diesem Szenario würden die Importe um 4,07 Prozent (6,9 Mrd. Euro) sinken. Das gesamte Handelsvolumen würde um 4,25 Prozent schrumpfen, das ist ein Minus von 14,8 Mrd. Euro. Das BIP Österreichs würde um 790 Millionen bis 1,96 Mrd. Euro (0,24 bis 0,59 Prozent) niedriger ausfallen. Die Österreicher würden pro Kopf und Jahr 91,9 bis 228,9 Euro verlieren.
Zahlen für gesamte EU
Ähnliche Probleme sagt das ifo für die ganze EU voraus. Systematische Grenzkontrollen entlang der Flüchtlingsrouten würden bis zu 15 Mrd. Euro kosten. Längere Wartezeiten würden den Außenhandel bremsen und damit die Wirtschaftsleistung in 27 EU-Ländern pro Jahr um 0,06 bis 0,11 Prozent dämpfen, erklärten die Münchner Forscher. "Das sind 9,0 bis 15,4 Milliarden Euro oder 17,83 Euro bis 30,39 Euro pro Kopf", sagte ifo-Außenwirtschaftsexperte Gabriel Felbermayr.
Würden in der EU an allen Schengen-Grenzen wieder Kontrollen eingeführt, dann würde in den 27 EU-Staaten (ohne Kroatien) der gesamte Handel um 4,7 Prozent (576,9 Mrd. Euro) pro Jahr niedriger liegen. Das BIP der EU würde sich um 0,25 bis 0,61 Prozent verringern - das sind 34,5 bis 85,2 Mrd. Euro pro Jahr beziehungsweise pro Kopf 68,3 bis 168,6 Euro.
Basis für die Berechnungen sind empirische Studien, wonach der Güterhandel zwischen europäischen Ländern um rund 1,4 Prozent fällt, wenn die durchschnittliche Reisezeit um 1 Prozent zunimmt.
LINK: Ifo-Forschungsbericht
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