Der „Stern des Südens“ ist verglüht

Drei Köche bereiten Gemüse in einer Küche zu.
Ära Jörg Haider ist mit Ausscheiden des BZÖ aus dem Nationalrat wohl endgültig Vergangenheit.

Die Sonne ist vom Himmel gefallen“, hatte Gerhard Dörfler pathetisch die Todesfahrt von Jörg Haider in der Nacht zum 11. Oktober 2009 kommentiert. Knapp ein Jahr zuvor hatte der „Stern des Südens“ dem BZÖ einen grandiosen Wahlsieg beschert. Zwar nicht Spitzenkandidat, war er trotzdem allgegenwärtig, die Orangen wurden mit einem Stimmenanteil von 38,52 Prozent zur stärksten Partei in Kärnten.

Mit Haiders Tod schien das Ende des BZÖ nahe. Aber der Haider-Effekt bescherte Orange im März 2009 bei Landtags-, Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen einen Triumph, von dem Jörg Haider selbst nur träumen konnte – 44,89 Prozent erreichte das BZÖ auf Landesebene. Dörfler, die Brüder Uwe und Kurt Scheuch, Harald Dobernig sowie Christian Ragger waren aus Haiders Schatten getreten.

Und sie verstanden es, die Macht auszukosten. Bekanntlich aber geht der Krug so lange zum Brunnen bis er bricht. Immer öfter wurde die Kärntner Öffentlichkeit mit Haiders Erbe und den Erben konfrontiert. Die Justiz begann aufzuarbeiten, was über Jahre unter den Teppich gekehrt worden war.

Uwe Scheuch wurde als erster Landespolitiker wegen Korruption rechtskräftig verurteilt. Bruder Kurt entging einer Verurteilung nur deshalb, weil er einer Diversion zustimmte. Gegen Dörfler, Dobernig und Ragger sind Verfahren bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft anhängig (Causa Wahlbroschüre und Weihnachtsinserate).

Am 3. März 2013 wurde vom Wähler dafür die Rechnung präsentiert. Die Freiheitlichen, inzwischen vom BZÖ zur FPK mutiert, erlebten ein Desaster, stürzten auf 16,85 Prozent ab und verloren elf Sitze im Landtag. Das BZÖ, inzwischen unter Haiders Günstlingen Josef Bucher und Stefan Petzner den eigenständigen Weg als liberale Wirtschaftspartei gegangen, rettete zwei Mandate.

Straches Anspruch

Am 28. Juni 2013 kam es als Folge der Wahlschlappe zur Wiedervereinigung von FPK und FPÖ. Heinz-Christian Strache hat jetzt auch das Sagen in Kärnten, sieht sich als Haider-Nachfolger. Mit ihm als Lokomotive legte die FPÖ am Sonntag auf 18,57 Prozent zu. Ein Schuss vor dem Bug jener, die bei einem weiteren Absturz wohl eine Obmann-Debatte angezettelt hätten.

Das BZÖ aber, das sich als der einzige und wahre Haider-Erbe sieht, ist in der Versenkung verschwunden. 11,11 Prozent in Kärnten reichten nicht aus, um auf Bundesebene die Vier-Prozent-Hürde zu überspringen. Was am Ende von der einstigen Regierungspartei geblieben ist, sind zwei Mandate im Kärntner Landtag.

Für die Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle sind die Ergebnisse der sonntägigen Nationalratswahl „Nachwirkungen des langjährigen Sonderfalls Kärnten“. 2008 hatte das BZÖ dank Haider mehr als 38 Prozent erreicht. Der Großteil dieser Stimmen war jetzt auf dem Markt. Die Folge: Bei allen Parteien steht ein Plus vor dem Ergebnis. Nur nicht beim BZÖ.

SPÖ bestätigt

Und damit sieht die Politologin Kärnten „wieder auf dem Weg in die Normalität. Die großen Ausreißer sind zu Ende. Auch wenn am Sonntag wieder anders gewählt wurde.“

Gemeint sind die Zuwächse von SPÖ und ÖVP, die dem Bundestrend widersprechen. Die Roten bestätigten eindrucksvoll ihre Nummer- eins-Position im Land, Peter Kaiser hatte nach gut sechs Monaten ein weiteres Erfolgserlebnis.

Ergebnisse und Berichterstattung rund um die Wahl finden Sie hier.

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