Das Video, das die Regierungskrise auslöste
Auslöser der momentanen Regierungskrise ist ein Video, das Spiegel und die Süddeutsche Zeitung am Freitag veröffentlichten. FPÖ-Chef Strache wurde im Juli 2017 von einem Lockvogel auf Ibiza in eine Villa gelockt. Dort spricht er mit der vermeintlichen Nichte eines russischen Oligarchen über illegale Parteispenden, die Übernahme der "Krone" und verspricht ihr Regierungsaufträge.
Wer das Video aufgenommen hat und wieso es fast zwei Jahre später - kurz vor der EU-Wahl - veröffentlicht wurde, ist unklar. Strache stritt zwar ab, dass die in den Aufnahmen angesprochenen Parteispenden tatsächlich geflossen sind, auch die im Video genannten Firmen dementierten.
Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung hat sich die Ibiza-Gesprächspartnerin von FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache und FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus im Jahr 2017 als Aljona Makarowa sowie als Nichte eines Igor Makarow ausgegeben. Damit dürfte der gleichnamige russische Gas-Oligarch gemeint sein, der laut Medienberichten in den Neunzigern auch mit dem in Wien lebenden Ukrainer Dmytro Firtasch kooperierte.
Geheimvideo dokumentiert Straches Ibiza-Affäre
Kein Unbekannter
Igor Makarow, den die russische Ausgabe von Forbes 2019 mit einem Vermögen von 2.2 Mrd. Dollar taxiert, ist kein Unbekannter: Der von Makarow lange Zeit angeführte Konzern ITERA war groß am postsowjetischen Gashandel beteiligt und spielte insbesondere in den 1990ern für Lieferungen an die Ukraine eine wichtige Rolle.
Nachdem ITERA 2013 vom russischen Staatskonzern Rosneft übernommen wurde, leitet Makarow nunmehr eine neue Holding namens ARETI, die weiterhin in den Gas- und Ölsektor investiert. Parallel gründete und unterstützt Makarow, der in seiner Jugend selbst dem sowjetischen Radfahrer-Nationalteam angehörte, auch das russische Radfahrerteam KATUSHA.
Laut Medienberichten stand seinerzeit aber auch der Aufstieg von Dmytro Firtasch zum führenden ukrainischen Gasoligarchen im Zusammenhang mit Makarow - die Rede ist von gemeinsamen Geschäften um die Jahrhundertwende. Es ist davon auszugehen, dass sich Firtasch und Makarow bestens kennen. Angesichts der Tatsache, dass der im Zusammenhang mit einem US-Auslieferungsbegehren in Österreich lebende Ukrainer von Ex-FPÖ-Justizminister Dieter Böhmdorfer rechtlich vertreten wird, wäre es für Heinz-Christian Strache daher kein Problem gewesen, die Identität der vermeintlichen Nichte überprüfen zu lassen.
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