Berthold: "Das Schengen-Veto bringt uns in der Asylkrise nicht weiter“

Berthold: "Das Schengen-Veto bringt uns in der Asylkrise nicht weiter“
Martina Berthold ist seit Anfang November grüne Landeshauptmann-Stellvertreterin in Salzburg und für Flüchtlingsfragen ressortzuständig.

Bei der Suche nach neuen Asylquartieren war Berthold bisher noch nicht erfolgreich.

KURIER: Der Zustrom an Migranten trifft ganz Österreich. Es braucht dringend Quartiere. Wie lautet Ihre Antwort in der Asylkrise?

Martina Berthold: Suchen, Suchen, Diskutieren, Reden, Termine. Mein größtes Ziel ist es, Quartiere zu finden und Obdachlosigkeit zu verhindern. Gerade jetzt wo der Winter da ist und es kalt geworden ist.

Salzburg erfüllt die vom Bund geforderte Quote aber nur zu 70 Prozent. Warum werden nicht schneller Quartiere bereitgestellt?

Es ist schwierig. Ich merke, dass die Situation jetzt fast noch angespannter ist als beim großen Zustrom 2015. Wir sind intensiv dran, ein Übergangsquartier im Messezentrum auf den Boden zu bringen. Und ich bin auch mit eigenen Gemeinden intensiv im Gespräch. Zu hundert Prozent werden die Länder die Quote aber nicht erfüllen können.

Der Fokus liegt in Salzburg klar auf einer Unterbringung in Einzelwohnungen oder soll es auch größere Quartiere geben?

Wir arbeiten intensiv mit Verbänden wie dem Pinzgauer Regionalverbänden zusammen. Es braucht aber beides. Es hat auch die Rund-um-die-Uhr-Betreuung im Quartier Vorteile.Grundstücke für Holzhäuser werden ebenso gesucht.

Sie wollen zusätzliche Integrationsmaßnahmen umsetzen?

Wir wollen, dass die Polizei eine Orientierung gibt, was man bei uns darf und was nicht. Das ist vor allem im geplanten Verteilzentrum beim Messezentrum sinnvoll. Dann gibt es die Deutschkurse und es geht noch um Themen des Zusammenlebens und um Grundinformationen zu Österreich.

Was halten Sie von Österreichs Schengen-Veto für Rumänien und Bulgarien?

Ich halte es für kontraproduktiv, hier auf der Bremse zu stehen. Wir haben als Europäische Union schwierige Themen zu meistern und müssen schauen, dass wir das gemeinsam angehen und alle an einen Tisch holen. Es bringt uns bei der gemeinsamen Bewältigung des Asylthemas in Europa definitiv nicht weiter. Was wir als Grüne schon sagen in allen Diskussionen: Wir brauchen einen besseren Verteilungsschlüssel innerhalb Europas. Ich sehe sehrwohl, dass es Länder gibt, die weniger Asylwerber aufnehmen und andere mehr. Aber es muss ein Ringen am Verhandlungstisch sein. Es gibt auch humanitäre Programme außerhalb der EU. Österreich hat da in den letzten Jahren nur wenig Aktivität gezeigt.

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