Causa Kurz: Wer die Star-Anwälte der Türkisen sind
Von Grasser-Anwalt Norbert Wess bis Klaus Ainedter übernehmen die Verteidigung
29.10.21, 06:00
Nachdem der erste Schock überwunden ist, beginnt nun Phase zwei: Es gilt, die Verteidigungslinie in der Causa Kurz aufzubauen. Derzeit ist die ÖVP auf Suche nach Verteidigern, die viel Erfahrung im Wirtschaftsstrafrecht besitzen, aber auch Erfolge gegen die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft vorweisen können.
Eines gleich vorweg: In der Vorwoche gab es das Gerücht, dass der Haudegen des Strafrechts, Manfred Ainedter, Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz verteidigen wird. Das scheint nicht zu stimmen. Ein Insider berichtet, dass Kurz gerne einen Verteidiger mit „blütenweißer Weste“ hätte.
Sprich, Kurz sucht nach einem Star-Anwalt, der keinerlei klingende Namen wie Karl-Heinz Grasser, Walter Meischberger oder Ernst Strasser verteidigt hat, damit nicht das Image dieser straffällig gewordenen Ex-Politiker auf Kurz abfärbt. „Er entdeckt aber gerade, dass genau diese Verteidiger mit allen Wassern gewaschen sind, um gegen die WKStA punkten zu können, weil sie die meiste Erfahrung haben“, so der Insider.
Ein anderer Ainedter, nämlich Sohn Klaus Ainedter, wird in der Causa Kurz sehr wohl juristisch mitmischen. Er übernimmt das Mandat von Gerald Fleischmann, dem „Mister Message Control“ und langjährigen Vertrauten von Sebastian Kurz.
Sein Pressesprecher Johannes Frischmann wird in der Inseratenkorruptionsaffäre von Karl Schön verteidigt. Schön hat bereits Erfahrung mit sogenannten „clamorosen Fällen“, wo Politik-Prominenz involviert ist.
In der Telekom-Causa hat er die Verteidigungsstrategie des Ex-Lobbyisten Peter Hochegger übernommen. Schön ist den Türkisen kein Unbekannter, denn er sitzt als Mitglied im ÖVP-Ethikrat. Causen wie diese können viele Jahre dauern und sind vor allem kostspielig. Die Vertrauten von Kurz sollen finanzielle Unterstützung von der Bundespartei bekommen. Johannes Pasquali, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im Finanzministerium, soll für Scheinrechnungen und Medienabsprachen mit Österreich-Herausgeber Wolfgang Fellner mitverantwortlich gewesen sein und vertraut dem jungen Anwalt Günther Rebisant. Er ist der Öffentlichkeit zwar unbekannt, hat aber ÖVP-Anwalt Werner Suppan in den diversen Causen schon zugearbeitet.
Den prominentesten Anwalt engagierte Ex-ÖVP-Ministerin und Meinungsforscherin Sophie Karmasin – nämlich Grasser-Anwalt Norbert Wess. Der 46-Jährige ist derzeit die heißeste Aktie in Wiener Anwaltskreisen. Zwar musste Wess im Grasser-Prozess einen Schuldspruch (in erster Instanz) für seinen Mandanten hinnehmen, allerdings hat er bereits zahlreiche andere Prozesse gegen die WKStA gewonnen – erst kürzlich vor Gericht in Leoben.
Ein eher unbeschriebenes Blatt in der Riege der Wirtschaftsstrafrechtler ist Katrin Blecha-Ehrbar. Sie hat die Agenden von Sabine Beinschab übernommen, die Umfragen gefälscht haben soll. Seit ihrer kurzfristigen Festnahme geht das Gerücht um, dass Beinschab mit der WKStA kooperiert.
Kommentare