Bifie: Wir haben Fehler gemacht

Ein Priester steht vor einer Gruppe von Schülern in einem Klassenzimmer.
Warum die Aufgabensteller bei der Deutsch-Matura völlig versagt haben.

Die Literaturauswahl bei der Deutsch-Zentralmatura sorgt weiter für Aufregung. Die IG Autorinnen und Autoren hatte ja kritisiert, dass der Text "Die Schnecke" von Manfred Hausmann eine Parabel zur Rechtfertigung des Holocausts sei. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) reagierte am Dienstag: „Ich werde diese Woche noch, nicht nur aufgrund dieses Textes - das habe ich auch jetzt erst erfahren -, sondern auch aufgrund der anderen Kommunikationsprobleme beide bifie-Direktoren bei mir haben und auch dieses Thema mit ihnen besprechen.“ Vom bifie selbst hieß es in einer Stellungnahme, man nehme die Kritik ernst.

Empörend: Der Text tauchte in den Prüfungsbögen ohne jeglichen Hinweis auf den historischen Kontext auf - Hinweise auf Nationalsozialismus oder die einschlägige Vergangenheit des deutschen Autors Manfred Hausmann fehlten. Dieser war unter anderem für die nationalsozialistische Propagandazeitschrift „Das Reich“ tätig. Germanisten und Autoren der IG Autorinnen Autoren schlugen Alarm und kritisierten das völlige Versagen der Aufgabensteller, wie die „Salzburger Nachrichten“ („SN“) berichteten.

Schnecke als „Schädling“

Dass der Prosatext „Die Schnecke“ auch ohne Hinweise auf den zeitlichen Kontext problematisch ist, zeigt sich anhand von Auszügen: Beschrieben wird ein Gärtner, der im Salatbeet eine Schnecke findet. Er nimmt sie in die Hand, betrachtet die Schönheit des Schneckenhauses und sinniert dann über „das Schöne und das Nützliche“.

Zitat: „Immer führen die Gegensätze, mag es sich um die Schnecke und das Salatblatt oder (...) um die Krankheit und den Arzt, mag es sich um das Blut und den Geist oder um das Schicksal und den Willen handeln, immer führen die Gegensätze auf die entscheidende Frage zurück, ob der Mensch, weil er ein Wissender und Wollender ist, an der Natur und also auch an sich selbst schuldig werden muss.“

Der Gärtner trifft in Hausmanns Text schließlich die Entscheidung: Die Schnecke als Schädling muss getötet werden, auch wenn das dem Gärtner nicht leichtfällt. Zitat: „Ein mythisches Grauen steigt in ihm auf. Ihm ist, als wäre er jetzt erst, in diesem Augenblick erst, verloren in Sünde und heilloser Zerrissenheit.“

Problematisch ist, dass in der Aufgabenstellung Euthanasie und Holocaust nicht erwähnt waren.

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