Die Stimme außerhalb Österreichs

So langsam zittern die Spitzenkandidaten der Nationalratswahl entgegen. Sie hoffen auf Stimmen von über sechs MIllionen Österreicher. 42.500 von ihnen, etwa ein halbes Prozent, leben außerhalb der nationalen Grenzen. Sie sind Auslandsösterreicher.
400.000 Österreicher leben heute im Ausland, rund um den Globus verstreut. 42.500 sind auch in der Wählerevidenzliste eingetragen und dürfen bei der Nationalratswahl ihr Kreuzerl machen. Das war nicht immer so. „1989 haben wir uns das Wahlrecht für Auslandsösterreicher erkämpft. Der Aufwand um seine Stimme abzugeben war aber enorm. Das hat viele vergrault“, sagt Gustav Chlestil, Präsident der Interessensvertretung Auslandsösterreicher-Weltbund (AOWB). Demnach haben bei der NR-Wahl 2006 nur 36 Prozent von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Auslandsösterreicher konnten nur in einem österreichischen Konsulat mittels Wahlkarte ihre Stimme abgeben. Zudem mussten zwei Zeugen mit österreichischer Staatsbürgerschaft anwesenden sein.
Wahlkampf in Österreich
2007 wurde die Briefwahl eingeführt, um auch die Wahlbeteiligung zu erleichtern, so Chlestil. Er lebt selbst im Ausland und trifft sich ab und zu mit österreichischen Auswanderern. Aktuelles Gesprächsthema: Wahlkampf in Österreich. Besonders die TV-Theken im Internet bieten Brunnen für Informationen rund um die Nationalratswahl. Überrascht zeigte sich Chlestil von den TV-Konfrontationen, die sehr zivilisiert und nicht allzu aggressiv abgehalten wurden. Themen wie „Todesstrafe für Berufskiller“ habe man zwar mitbekommen, aber allzu ernst konnte man diese Aussagen nicht nehmen. Was den im Ausland lebenden Österreichern weit mehr Sorgen bereite, seien die Korruptionsaffären in der hiesigen Politiklandschaft. „Die Problematik der Korruption in Österreich bekommt man vor allem in Wahlkampfzeiten ins Gesicht geklatscht, auch im Ausland.“
Rot-Weiß-Rot
Bis 2015 will der AOWB die Zahl der in der Wählerevidenzliste eingetragenen Auslandsösterreicher von derzeit 42.500 auf 100.000 erhöhen. „Nur so können wir auch eine wichtige Position in demokratiepolitischen Entscheidungen einnehmen“, begründet Chlestil das Ziel. Zudem sei für den AOWB eine institutionelle Vertretung für Auslandsösterreicher im Parlament ein großes Anliegen. Dabei sollten aber nicht nur die eigenen Interessen im Vordergrund stehen. „Wir wollen der Republik mit unseren Erfahrungen helfen. Auslandsösterreicher fühlen sich meistens mehr Rot-Weiß-Rot als Inländer. Wir vermissen Österreich und schätzen nun das Land viel mehr.“
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