Aufregung um vor Schulen verteilten Kalender der FPÖ-Jugend

Aufregung um vor Schulen verteilten Kalender der FPÖ-Jugend
Der oberösterreichische RFJ verteilt politische Texte, in denen um die angeblich "patriotische Jugend" geworben wird.

Ein Schülerkalender vom oberösterreichischen Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) hat in den sozialen Netzwerken Empörung ausgelöst. In dem vor Schulen verteilten Kalender warnt die oberösterreichische Landesjugendorganisation der FPÖ vor einer Unterwanderung der österreichischen Gesellschaft durch Zuwanderer und kündigt an, "die patriotische Jugend" versammeln zu wollen. Kritiker wittern unzulässige parteipolitische Werbung an Schulen.

Österreich sei früher "noch weitgehend friedlich, sauber und wohlhabend" gewesen, heißt es in einem Text mit dem Titel "Zukunft für Österreicher". Frauen hätten damals nichts zu befürchten gehabt, wenn sie nachts alleine im Parks unterwegs waren.

Die "fehlerhafte Zuwanderungspolitik" hätten "Österreich und Europa in den Ausnahmezustand gestürzt". Alles hätte mit den Gastarbeitern begonnen, die "langfristige Folgen" für Österreich mit sich gebracht hätten und hätte schließlich im "noch nie dagewesenen Ansturm von Asylwerbern" 2015 gegipfelt. 

"Verharmlosung" und "Indoktrination" vorgeworfen

Eine Abbildung des Textes wurde auf Facebook mehrere hundert Mal geteilt. "Das ist ja völlig unfassbar! Mir fehlen die Worte…", schreibt ein Facebook-User. Die "Verharmlosung der Nachkriegszeit ist ein Wahnsinn", zeigt sich eine weitere Nutzerin empört. Dass früher alles besser gewesen sein soll, findet eine Facebook-Userin äußerst unpassend: "In der Kindheit meiner Großeltern herrschte der erste Weltkrieg und in der Kindheit meiner Eltern der zweite Weltkrieg."

Der RFJ werden "Indoktrination" und "Manipulation der heranwachsenden nächsten Generation" vorgeworfen, einige User ziehen auch Vergleiche zu den Rekrutierungsmethoden der Hitlerjugend.

RFJ: "Reine Serviceleistung für Schüler"

Der Landesobmann der RFJ, Michael Raml, kann die Aufregung nicht verstehen. "Wir haben uns dabei keine Sekunde etwas Bösartiges gedacht. Das ist eine reine Serviceleistung für Schüler", sagt er auf Nachfrage der Oberösterreichischen Nachrichten. Man hätte vielmehr auf den "Anstieg der Kriminalität" hinweisen wollen, den es in dem Ausmaß früher noch nicht gegeben hätte.

Im ersten Satz des Textes geht es allerdings nicht um eine erhöhte Kriminalität: "Ihr seid die erste Generation, die um ihre eigene Heimat und Identität kämpfen muss", heißt es da. Auch das Ende des Textes geht deutlich über eine Serviceleistung hinaus: "Vor uns liegt die große Aufgabe, Österreich wieder den Österreichern zurück zu geben! Daher versammeln wir die patriotische Jugend in der Freiheitlichen Jugend."

Hafenecker: "Legitim"

FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker kann die Aufregung nicht nachvollziehen. "Es ist legitim, dass sich Jugendliche einer Jugendorganisation anschließen und ein Vorrecht der Jugend, dass Themen, die sie bewegen, auch angesprochen werden", sagt Hafenecker zum KURIER. Bizarr: Erst Anfang September hatte die FPÖ Wien einen Schulplaner der Sozialistischen Jugend (SJ) –  Motto: "Wir machen Schule bunt statt schwarz-blau" – kritisiert. "Die Schule ist ein unpolitischer Ort und hat das auch zu bleiben", forderte  der Landtagsabgeordnete Michael Stumpf.

Bildungsdirektor informierte Direktoren

Das Büro des oö. Bildungsdirektors weiß von der Verteilaktion nur in der Nähe von Schulen in EferdingDie Direktoren seien bereits sowohl über den Umlauf des Druckwerks informiert worden, als auch nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen worden, dass politische Werbung an Schulen unzulässig ist, hieß es weiters aus dem Büro von Bildungsdirektor Alfred Klampfer. Laut Rückmeldung sei jene Broschüre aber in den Schulen derzeit kein Thema.

Der ehemalige Grüne Nationalrat Harald Walser hatte den Text "des Machwerks" fotografiert und ins Internet gestellt. Die Grüne Landessprecherin Maria Buchmayr forderte in einer Presseaussendung am Freitag FPÖ-Landeschef und Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner auf, diese Aktionen des FPÖ Nachwuchses umgehend zu stoppen. Vor den Schulen habe "rechte Hetze nichts zu suchen". 

(Sarah Dorfstätter/Peter Temel)

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