Arbeiterkammer für Entlastung der Eltern nach der Krise
Die Coronakrise hat die Herausforderung, Kind und Job unter einen Hut zu bringen, nochmals drastisch verschärft, konstatiert die Arbeiterkammer. Nach der Krise sei daher Entlastung angesagt. Es müsse das Angebot an Kinderbildung verbessert, den Eltern mehr Rechte gegeben und die Väterbeteiligung in der Betreuungsarbeit erhöht werden, forderte AK-Präsidentin Renate Anderl am Dienstag in einer Pressekonferenz.
Um der Problematik auf den Grund zu gehen, gab die AK eine Sonderauswertung der qualitativen Längsschnittuntersuchung "Corona und Familienleben" des Soziologie-Instituts der Uni Wien in Auftrag. Studienautorin Ulrike Zartler über die Ergebnisse: "Eltern standen unter sehr hohem Flexibilitäts- und Anpassungsdruck - und zwar von allen Seiten, sei es vom Arbeitgeber, von der Schule, vom Kindergarten oder von der Politik." Laut Zartler haben sie mit ihrer Anpassungsfähigkeit und Flexibilität die Starrheit anderer Institutionen und Akteure im Bildungsbereich und in der Arbeitswelt kompensiert.
Am Arbeitsmarkt seien Frauen von der Krise stärker betroffen gewesen als Männer, unter anderem, weil vor allem weiblich dominierte Branchen wie der Tourismus getroffen worden seien, führte Arbeitsmarktservice-Vorstand Johannes Kopf aus. Nach wie vor sei die Betreuungsarbeit in Österreich weiblich, bei den Anspruchstagen des Kinderbetreuungsgelds stagniere der Wert der Väter seit 2009 bei rund 4,5 Prozent. Dies dränge die Frauen in die Teilzeitbeschäftigung mit dem Effekt der Altersarmut. Er appellierte daher für die schrittweise Einführung eines Rechtsanspruchs auf Kinderbetreuung.
Kinderbildung verbessern
Anderl forderte daher, dass Österreich das Angebot an Kinderbildung verbessern und seine Ausgaben dafür von 0,67 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf den EU-Durchschnittswert von einem Prozent erhöhen müsse. Damit könnten rund 32.000 neue Plätze entstehen und fast 70.000 würden bessere Öffnungszeiten bekommen. Knapp 27.000 neue Jobs würden entstehen, und 18.000 bis 31.000 Menschen könnten durch die bessere Vereinbarkeit eine Tätigkeit aufnehmen oder ausweiten. Rund eine Mrd. Euro müsse man dafür in die Hand nehmen, wovon aber 70 Prozent durch Steuern und Abgaben an die öffentliche Hand zurückgingen, so Anderl.
Die AK-Chefin plädierte auch für eine partnerschaftliche Teilung der Kindererziehung. Es sollte finanzielle Anreize geben, wenn beide Elternteile auf rund 30 Wochenstunden reduzieren. Aber auch die Arbeitgeber müssten in die Pflicht genommen werden. Berufsunterbrechung und Wiedereinstieg dürften nicht zum Nachteil werden, so die AK-Forderung.
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