Anti-Wahl-Aktion: "Der Zorn wird immer größer"

Ein Mann steht neben einem Schild mit der Aufschrift „Keine Stimme für die Demokratieverweigerer“.
Ab Dienstag werden in 95 Gemeinden die Plakate der "steirischen Rebellen" zu finden sein.

Dem Wähler genügen einfache Botschaften. Strategisch positioniert, fokussiert, markenorientiert sollen sie sein, die Wahlplakate. Und vor allem sollen sie den Bürger dazu bringen, am 29. September ein Kreuzerl zu machen. Eine Initiative von 120 steirischen Gemeinden will das Gegenteil: Sie propagiert den Wahlboykott. Die Plakate der "steirischen Rebellen" werden ab Dienstag in 95 Gemeinden zu finden sein. "Es muss einen ordentlichen Klescher machen. Ich gehe von einem zweistelligen Minus für die beiden Großparteien aus", zeigt sich der Sprecher der Initiative, Florian Taucher, optimistisch.

Keine Wahlempfehlung


Der ÖVP-Bürgermeister der Graz-Umgebungsgemeinde Höf-Präbach, hat kürzlich die Leitung der Gemeindeinitiative übernommen, die mit den laufenden Gemeindefusionen unzufrieden ist. Bei der Klausur vergangenen Donnerstag habe es noch die Option gegeben, die Plakataktion abzublasen, erklärte der Landwirt. Doch die Reaktionen der Großparteien habe sie im Entschluss bestärkt: "Es geht nicht mehr anders. Der Zorn wir immer größer, und die Herrschaften haben immer noch nicht begriffen." Obwohl es Bereitschaft zum Einlenken gab: So seien verpflichtende Volksabstimmungen für ihn keine Conditio sine qua non, als Minimalforderung sieht er die Streckung der Frist für die Fusionen auf fünf Jahre an, so Taucher.

Wie der Sprecher einräumt, gehe es gar nicht so sehr um die Politik der beiden Großparteien, sondern um die agierenden Personen, konkret die steirischen Reformpartner Franz Voves und Hermann Schützenhöfer. Warum dann ein Boykott bei der Nationalratswahl? "Es hängt alles zusammen." Dies sehe man z.B. bei einem Bürgermeisterkollegen, der früher der Initiative nahestand, jetzt aber als Nationalratskandidat die Entscheidung dem Land überlassen möchte. Der Boykottaufruf beziehe sich nicht auf die Wahl an sich, sondern richte sich nur gegen die beiden Großparteien: "Weißwählen ist keine Alternative." Wahlempfehlung gebe man keine ab.

Private wollen das Plakat

Ob die Plakate, die auch von Privaten nachgefragt würden, nicht zum Missbrauch durch die Mitbewerber einladen? "So weh das tut: Ich würde niemanden abraten, sie zu verwenden." Natürlich würden die anderen Parteien die Aktion ausnutzen. Das Echo sei gut, wie Einladungen in andere Bundesländer zeigten, gerade auch zum Thema Landwirtschaft "brennt rundherum ein bisserl der Hut."

Dass es mehr als Nadelstiche sind, die SPÖ und ÖVP in der Steiermark bei der Wahl hinnehmen müssten, davon ist Taucher überzeugt. Er rechnet mit einem zweistelligen Minus an Prozentpunkten in jenen Gemeinden, die sich dem Boykott anschließen. "Früher bin ich von Haus zu Haus gerannt und habe ein Gasthaus-Frühschoppen veranstaltet und selbst bezahlt. Das wird jetzt alles nicht gemacht."

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