Ärztekammer kritisiert Salzburgs Landeshauptmann Haslauer scharf
Die Ärztekammer übt harsche Kritik an Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) und dessen Aussage, wonach Virologen Menschen aus Schutz vor einer Infektion am liebsten einsperren würden. Offensichtlich werde hier versucht, von eigenen politischen Versäumnissen abzulenken, meinte ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres am Freitag. In einer Zeit der Verschwörungstheorien und Fake News sei dies "gefährlich".
Haslauer habe einem ganzen Berufsstand Realitätsferne vorgeworfen und damit ihre Expertisen in Frage gestellt, kritisierte Szekeres in einer Aussendung die "zunehmenden Angriffe einzelner Politiker auf wissenschaftlich fundierte Aussagen von Expertinnen und Experten". Hier passiere eine klassische Umkehr, denn allzu häufig hätten Politiker realitätsfern gehandelt, "indem sie, den Blick nur auf Wählerstimmen und Umfragewerte gerichtet, nicht auf die Berechnungen und Voraussagen der Expertinnen und Experten hörten", tadelte der Ärztekammer-Präsident.
In der ZiB2 kritisierte tags zuvor Komplexitätsforscher Peter Klimek Haslauer scharf für seine wissenschaftsfeindlichen Aussagen.
"Bereits im Sommer haben alle Virologinnen und Virologen vor der massiven vierten Welle gewarnt. Die Politik aber hat viel zu zögerlich gehandelt, um hier rechtzeitig gegenzusteuern", erinnerte Szekeres. Insbesondere habe man es verabsäumt, eine groß angelegte Impfkampagne zu initiieren, um Ängste und Unsicherheiten, die noch immer bei einem großen Teil der Bevölkerung vorherrschten, zu zerstreuen.
Indem Virologinnen und Virologen "öffentlich lächerlich gemacht werden", werde der impfkritische Teil der Bevölkerung noch weiter verunsichert, meinte der Ärztekammer-Präsident. "Was es jetzt braucht ist ein Schulterschluss aller politisch relevanten Stellen in Österreich, um die Impfrate deutlich zu erhöhen, nicht aber ein Infragestellen von Expertinnen und Experten durch Politiker, denen jegliche medizinische Expertise fehlt."
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